187 - Eine tödliche Zahl
USA 1997 (187) Regie Kevin Reynolds, mit Samuel L. Jackson, KellyRowan, John Heard, Clifton Gonzalez Gonzalez, Karina Arroyave, 123Min.
Von Günter H. Jekubzik
"Nicht für die Schule, für das Leben lernt ihr." DerSpruch trifft nicht mehr zu, denn wer die Schulen überlebt, dieder amerikanische Film immer häufiger zeigt, wird auch denÜberlebenskampf auf mörderischen Ghettostraßenüberstehen.
Statt Bücher sind Waffen alltägliches Mitbringsel in dieSchule. Metalldetektoren wie am Flughafen gehören zurGrundausrüstung jeder Lehranstalt. Angst steht auf demStundenplan und setzt sich vor allem im Lehrerzimmer fest. DiePädagogen sind nicht nur Drohungen, sexuellen Anmachen undProvokationen ausgesetzt. Neuerdings drohen die Zöglinge derSchule auch noch mit dicken Rechtsklagen.
Trevor Garfield (Samuel L. Jackson) wurde in New York fast voneinem durchfall-bedrohten Schüler mit einer selbstgebasteltenStichwaffe umgebracht. Nach 15 Monaten und mit noch nicht versiegtemAngstschweiß erhält er in Los Angeles wieder eineLehrerstelle - zur Aushilfe. Garfield muß in den Bungalow, woein Haufen besonders demotivierter Jugendlicher - hauptsächlichSchwarze und Latinos - schon die Vorgängerin fertigmachte. Trotzeigener Ängste versucht der Neue sich durchzusetzen, es gibt dengenretypischen Versuch "nur einen" Schüler rüber insCollege zu retten.
Als allerdings die bösartigsten Schüler verschwindenoder verstümmelt auftauchen, kursiert die Vermutung, einer derLehrer würde zurückschlagen, wohl im Nebenjob Rächerund Richter spielen. Da gilt es vor allen, den rabiaten WaffenfanDavid Childress (John Heard) zu verdächtigen. Doch auch den sopädagogisch bemühten Garfield nennen bald einige Mr. G -"G" für Gangster. Die Zahl 187, der Polizeicode für Mord,taucht in Büchern, Heften und auf Häuserwänden auf.
"187" ist das Nachsitzen zu Michelle Pfeiffers lächerlichunglaubwürdiger Aushilfsstunde"Dangerous Minds"(Gefährliche Gedanken). Allerdings gepaart mit einer Härteund einer düsteren Grundstimmung, die entfernt an "7even"erinnert. "Der Club der toten Schüler", diese Horrormeldung ausden Klassenzimmern, kann mit flottem Schnitt und HipHop-typischerMusik im besten Falle durchgehend erschüttern. DrehbuchautorScott Yageman hat seine eigenen Erfahrungen als Lehrer in Los Angelesgemacht. Wer wohlbehütet aufwuchs, gerne "Feuerzangenbowle"goutiert und sich höchstens mal auf dem Schulhof die Knieaufschürfte, kann angesichts der aussichtslosen Gewaltspiralenur kopfschüttelnd "die da drüben" bemitleiden. Doch "187"dramatisiert eine brutale Situation, die auch in wilden deutschenWohnvierteln alltäglich ist.
An der Figur Garfields läßt sich das Dilemmadurchdenken. Die Schüler sind hingegen längstabgeschrieben, wie Oliver Rahayel in seiner Kritik (film-dienst)herausstellt. Sie haben nicht nur keine Chance auf ambivalenteDarstellung, sie sind nur kopierte Klischees der HipHop-Mode. DerFilm läßt nur einen winzigen Hoffnungsschimmer, der nachdem packenden Finale, in dem der pure Wahnsinn der Situation dasHandeln beherrscht, auch als Hohn gesehen werden kann.
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