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Dangerous Minds - Wilde Gedanken

USA 1995 Regie John N. Smith, mit Michelle Pfeiffer, George Dzundza, Courtney B. Vance, Robin Bartlett u.a. ca. 100 Min.

"Wir haben kein Papier, wir haben keine Stifte, dafür haben wir zu viele Schüler - das gleicht sich doch aus!" Die erschreckende amerikanische Bildungsmisere fand ihre Lösung: Bill Clinton schickt Marines in die Schulen. Die Elitesoldaten erhalten reichlich Taschengeld, damit sie den Homeboys und -girls nicht nur imponieren können, sondern die schulischen Leistungen auch noch durch kleine Belohnungen fördern.

So bescheuert sieht die Grundidee von "Dangerous Minds" aus. Im Film kommt Ex-Marine LouAnne (Michelle Pfeiffer) wie die Jungfrau zur schwierigen Sonderklasse. Die scheinbar für jede Bildungsmaßnahme verlorenen Gören giften ihre neue Pädagogin mit gemeinen Rap-Songs und fiesen Latinoflüchen an. Doch mit Karate, Süßigkeiten und Rummelplatzbesuchen werden alle zu ganz dicken Freunden. Zwar gibt es draußen auf der Straße noch die mörderischen Revierkämpfe der "Gangs", doch wenn Tante Michelle die Problemkinder zuhause besucht, wird (fast) alles gut.

Es ist das alte Spiel von der hohen Literatur, die schon im rundum gelungenen "Club der toten Dichter" oder im militaristischen "Mr.Bill" den wahren Weg wies. Doch diese Jugend hat mit Rap und Hiphop längst ihre eigene Sprache gewählt. Mit dem heißbegehrten Titelsong "Gangsters Paradise" oder dem dazugehörigen Video hat dieser Film vor allem atmosphärisch gar nichts gemein. "Dangerous Minds" ist als unrealistische Mogelpackung mit seinem vorgeblichen Sozialinteresse nur ärgerlich. So sehen Leben und Probleme in einem Hollywood-Starvehikel aus. Authentisch sind höchstens die Songs, wobei die überdeutliche Originalmusik der Prince-Schwestern Wendy & Lisa ihnen wohl nur ein Hausverbot im Paisleypark einbringen wird.

Günter H. Jekubzik

2 trockene Schulbrote

***

avz-kurz 6.1.96

Durch die Bemühungen einer gutsituierten, weißen Lehrerin gewinnen die von Armut und Gewalt bedrohten Schüler einer Sonderklasse neue Freude am Lernen. Mit einer überholten Dramaturgie versucht der mißratene Film, Michelle Pfeiffer als Sozialkämpferin zu inszenieren. Selbst dies verlogene Sozialmärchen kann die mörderische Kluft zwischen den Gesellschaftgruppen nicht überdecken.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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