Twister

USA 1996 (Twister) Regie Jan De Bont, mit Helen Hunt, Bill Paxton, Cary Elwes, Jami Gertz u.a., 113 Min.

Ein Film braucht heutzutage nur drei- bis fünfmal richtig zuzuschlagen, dann hat er sein Publikum schon getroffen und gewonnen. Und "Twister" - übrigens kein Tanzfilm - haut zu, mit der brachialen Naturgewalt eines ganzen Familientreffs von Tornados.

Eigentlich wollte Bill nur beim Team der Tornado-Jäger vorbeischauen, um sich von seiner Ex-Frau Jo die Scheidungspapiere unterzeichnen zu lassen. Doch kaum wird der erste Tornado auf den vielen bunten Computerschirmen angezeigt, packt es das "menschliche Barometer", wie Bill genannt wird. Die Jagd beginnt, Bills Klamotten werden bald eingeschlammt, sein Blick wild und es ist nur eine Frage der Zeit, bis die brave, neue Verlobte den Laufpaß bekommt: Gone with the Wind. Welche Frau - außer der ungezähmten Jo - kann schon mit einem Tornado konkurrieren?

Die Beziehung Bills mit Jo sieht auch perfekt aus: Sie haben das gleiche Hobby und auch ein Kind zeugten sie bereits: Dorothy ist ein Metallcontainer, gefüllt mit hunderten kleiner Sensoren, die nur dem nächsten Tornado vorgesetzt werden müssen, um endlich Daten aus dem Inneren des Wirbelsturms zu erhalten. Dorothy heißt die Kiste nach der kleinen, vom Sturm ins Wunderland entführten Judy Garland aus "Der Zauber von Oz" - eine Geschichte, die AmerikanerInnen seit frühester Kindheit mehrmals jährlich eingeimpft wird.

Da Tornados sich selten an Fahrpläne und Verkehrsregeln halten, dauert es einen ganzen Film lang bis Dorothy zum Einsatz kommt. Zwischendurch prügeln sich zwei große Jungens um Jo und den Sturm. Das Wettrennen ist gegenüber den sonstigen Knalleffekten äußerst nebensächlich. Auch Jos Trauma interessiert nur wegen des ersten großen Auftritts eines Sturm. Psychologie vom Winde verweht. Ebenso die wiederholten Erwähnungen, man betreibe die ganze Jagd nur, um die Tornado-Warnzeiten zu verkürzen. Jeder weiß, wir betreiben das Spektakel allein, um ein paar Mähdrescher, Tanklastzüge, Kühe und verschiedene Häuser in Leichtbauweise herumfliegen zu sehen. Das ganze Beziehungstheater, dieser "Bergman vom Winde verweht", ist nicht mal ein laues Lüftchen im sonstigen Aufwand für Action-Fans.

Auffällig unauffällig ist die Tricktechnik: Während des ganzen Films sind sicherlich höchstens10 Prozent Realaufnahmen zu sehen. Um den Rest an Schlechtwetter, fliegenden Requisiten und Landschaften kümmerte sich Kollege Computer: Malen nach Zahlen mit Einsen und Nullen. Die digitale Kunst ist spürbar, aber achten Sie mal auf Ränder und nicht ganz realistische Oberflächenstrukturen, wenn gerade ein Traktor auf sie zufliegt! Dazu brüllt der Wirbelsturm wie ein ausgewachsener Dinosaurier aus "Jurassic Park" und auch andere Szenen erinnern auffällig an den Vorzeitschocker. (Etwa der Moment in der Scheune des Autokinos, wenn die Autos drohen, in die Grube zu rutschen.) Herr Michael Crichton schrieb nicht nur für beides das Buch, jetzt produzierte er die agrarische Flugschau gleich mit. Der aus den Niederlanden stammende Regisseur Jan De Bont gab dem Wirbelsturm Speed. Für alberne Komik sorgt Bills Verlobte auf Zeit, eine Psychologin, die im rasenden Angesicht der Windhose ihren Kunden per Handy erzählt, wie sie ihre Hosen runter lassen sollen: Sie betreibt Fortpflanzungsberatung. Wie eindrucksvoll diese Rolle mit den vielen dummen Fragen war, zeigt sich darin, daß keine Kritik erwähnt, wie diese Figur heißt.

Windstärke 4


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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