Kondom des Grauens
Film derWoche
BRD 1996, Regie Martin Walz, 107 Min.
Das Grauen geht um - genauer: es schlupft lustig quietschend umdie Betten herum. Ein Wesen, das aussieht wie ein Kondom, macht Sexlebensgefährlich. Kondombenutzer sind keineswegs geschützt,denn das seltsame Wesen beißt zu, bevor es abgeht. LuigiMackeroni, einsamer Detective im Dienste der New Yorker Polizei,mußte einiges opfern, bevor er hinter das Geheimnis der Kondomekam. Doch jetzt hat der schwule Sizilianer sich festgebissen und erbleibt dran, auch wenn ihm kein Kollege glaubt. Mit coolenSprüchen ("Niemand beißt einem Mackeroni ungestraft einenHoden ab"), einer Dauer-Fluppe im Mund, durchstreift Luigi Mackeronidie Szene um das Hotel Quickie. Gleichzeitig mußsich der alte"Bulle" seinen Gefühlen für den jungen Stricher Billy undden Attacken seines übergewechselten, ehemaligen KollegenBabette erwehren.
"Kondom des Grauens" ist etwas richtig Gutes: Es ist nicht dieschnellste Komödie, aber die eigenständigste, die nach denSchwulen-Comics von Ralf König entstand. Sie versucht keineHollywood-Perfektion in der Inszenierung, auch die Geschwindigkeitstockt oft merklich. (Wer will schon mehr vom Gleichen?) Reizvoll istes, diese Sammlung guten deutschen Schauspiels in einer angedeutetenNew York-Stimmung zu sehen. Udo Samel als Luigi Mackeroni mit seinenklassisch harten Sprüchen ist ein Geniestreich von Autoren undDarsteller. Auch eine schöne Liebesgeschichte fehlt nicht. Wemdie pathetische Schlußpredigt banal vorkommt, dem ist über100 Minuten entgangen, daßes sich um Parodie und Humor handelt
Dabei steht hinter dem gutgemachten Spaßeine ernste Idee.Quelle allen Übels ist ein religiös überspannterSexismus. Schwule und Nutten sollten vom Kondom ausgerottet werden.Das erinnert an den Verdacht, auch das HIV-Virus sei künstlichgeschaffen worden, um "die Welt vom Übel zu reinigen".
Ralf Königs Schwulen-Comics ("Der bewegte Mann") kommen immergut im Kino. Auch scheint ein populärer schwuler Film momentanErfolgsgarantie zu sein: Siehe "Echte Kerle", "Birdcage" ... "DasKondom des Grauens" gibt dem Trend einen besonderen Stil: Hier sollenNew Yorker Großstadtkulissen mit deutschen Film-, Fernseh- undBühnentypen kollidieren. Die Monster sind niedlich und grausam.Kleine Aliens, unter Beratung von H.R. Giger entstanden. Sieverbreiten aber auch einen Hauch von Ed Wood. Das quietschendeMini-Alien belebt das alte Motiv der Kastrationsangst, die bezahnteVagina.
Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik
realisiert durch | Ein Service von |
Rubriken
- Berlinale 2006 (13)
- Berlinale 2007 (11)
- Berlinale 2008 (4)
- Berlinale 2009 (11)
- Berlinale 2010 (14)
- Berlinale 2011 (14)
- Berlinale 2012 (17)
- Berlinale 2013 (3)
- Berlinale 2014 (6)
- Cannes 2006 (3)
- Festivals (61)
- Impressum (1)
- Kritiken (15)
- Kritiken GHJ (2209)
- Kritiken LT (524)
- Locarno 2005 (5)
- Locarno 2010 (4)
Über
filmtabs
- Das erste Online Filmmagazin Deutschlands, seit 1996 - Über 3000 Artikel, Kritiken und Festivalberichte.
Es gibt 2,811 Artikel und 127 Kommentare.
Aktuell
- 26.11 The Green Prince
- 26.11 Der Koch
- 26.11 Auf das Leben!
- 26.11 Das Verschwinden der Eleanor Rigby
- 25.11 The Zero Theorem
- 24.11 Das Verschwinden der Eleanor Rigby
- 24.11 The Green Prince
- 24.11 The Zero Theorem
- 24.11 Kill the Boss 2
- 19.11 Die Legende der Prinzessin Kaguya
- 19.11 Keine gute Tat
- 18.11 Höhere Gewalt (2014)
- 18.11 Ein Schotte macht noch keinen Sommer
- 17.11 Die Tribute von Panem - Mockingjay Teil 1
- 17.11 Bocksprünge