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Kinder des Himmels

Iran 1997 (Bacheha-ye aseman) Regie und Buch: Majid Majidi, 90 Min.

Ein ganz anderer Kinderfilm kommt aus dem Iran: Wir sehen den neunjährigen Ali bei alltäglichen Besorgungen, wie er anschreiben lassen muss, wie er durch ein Versehen die gerade reparierten Schuhe seiner Schwester verliert. Es waren gebrauchte Schuhe, doch das ist eine Katastrophe für die arme Familie mit der kranken Mutter. Ali erzählt den Eltern nichts und die Geschwister teilen sich fortan ein Paar Schuhe. Sie lösen sich nach der Schule ab, was nur mit viel Rennerei klappt. Und zwischendurch geht sogar noch ein Schuh verloren ...

Die Suche nach neuen Schuhen wird zu einem Abenteuer, wobei der Film das unüberwindbare Problem für den Jungen sehr ernst nimmt. Immer wieder rennen die beiden Kinder durch die Gassen und finden die verlorenen Schuhe schließlich bei einer noch ärmeren Familie. Neidvolle Blicke auf die Schuhe der anderen, oder die Welt der Reichen, bei denen sich der Vater für Gartenarbeiten verdingen will, erzählen etwas von sozialen Diskrepanzen. Der Film spricht sich gegen zu große Strenge aus, übt dabei aber keine platte Gesellschaftskritik.

Ali ist wieder eines dieser iranischen Kinder, das schon sehr jung sehr viele Aufgaben übernehmen muss. Iran zeigt sich als raue Welt für Kinder mit schlagenden, sehr strengen, aber auch mit hilfsbereiten Erwachsenen. Es ist aber auch ein Paradies für den Kinderfilm. "Kinder des Himmels" ist einfach, sehr nett und sympathisch inszeniert. Mit genauem Blick werden die Empfindungen der Kinder ins Bild gebracht. Der Film ähnelt formal zwar einer ganzen Reihe von iranischen Kinderfilmen ("Der weiße Ballon"), die wir seit Kiarostamis "Wo ist das Haus meines Freundes?" zu sehen bekamen, gehört aber nicht zu den Besseren. Er stellt jedoch immer noch eine Bereicherung für das Kinderkino dar, da reiche Einblicke in eine andere Welt der Kindheit gewährt werden. Leider tauchen wahre Meisterwerke wie Sandra Makhmalbafs "Der Apfel" nicht bei uns im Kino auf.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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