Karakter

NL 1997 (Karakter) Regie Mike van Diem, 125 Min. FSK ab 12

Drei Jahre nach der nationalen Premiere erreicht ein exzellenterFilm aus den Niederlanden die deutschen Kinos. "Karakter" mußtewie schon "Antonia" einen Umweg über Hollywood machen, wo es vorzwei Jahren (!) den Oscar für den Besten nichtenglischsprachigen Film gab.

Es ist ein gewaltiges Epos, das mit einem Ende anfängt: Dermächtige Dreverhaven (Jan Declair) ist tot, der jungeKatadreuffe (Fedia van Huet) wird verdächtigt. Aus demPolizeiverhör ergibt sich ein Lebensbericht im flüssigenErzählstil. Katadreuffe wurde von der sehr schweigsamenHaushälterin Joba (Betty Schuurman) alleine aufgezogen.Wohltätigkeiten des reichen Erzeugers wies sie immer energischzurück. Die stolze Mutter und das jähzorniges Kind, zweientgegengesetzte Charaktere, halten trotzdem zusammen. Alskämpferischer Autodidakt macht Katadreuffe eine eindrucksvollejuristische Karriere. Doch immer ist ihm ein hartherzigerGerichtsvollzieher auf den Versen, hetzt ihm durchs Leben ohne ihmeinen Moment des Glücks zu gönnen.

In den Hafenvierteln Rotterdams um die letzte Jahrhundertwendespielt sich der eindrucksvolle Kampf starker Persönlichkeitenab. Die psychologischen Abgründe zwischen den Hauptfiguren sinderschreckend und atemberaubend. Zentral steht ein dämonischesUngetüm, das sich in einem aberwitzigen Wahn den eigenenMörder heranziehen will. Dreverhaven ist ein kaltherzigerGeschäftsmann, wie ihn die niederländische Literatur seit"Max Havelaar" gut kennt. Der flämische Oscarbringer Jan Declair(schon bei "Daens" und "Antonia" dabei) spielt ihn mit der ganzenWucht seines Ausdrucks, seines Könnens und Körpers. DerRoman "Karakter" von Ferdinand Bordewijk ist in den Niederlanden einbekannter Stoff, den bereits das Fernsehen verfilmte. Gedreht wurdein fünf verschiedenen Städten, um eine Illusion, des imKrieg völlig zerstörten alten Rotterdams zu erzeugen.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

realisiert durch

Ein Service von

arena internet service

FILMtabs-Logo