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Instinkt

USA 1999 (Instinct) Regie Jon Turteltaub, 126 Min.

In China mag das Jahr der Krabbensuppe sein - in Hollywood ist unübersehbar das Jahr des Gorillas: Der Verleih Buena Vista klotzte komödiantisch mit "Mein großer Freund Joe", legt jetzt dramatisch mit "Instinkt" nach und wird im November "Tarzan" als Sohn der Gorillas in die Kinos schwingen.

Frappant sind die Parallelen in der Handlung: Immer akzeptieren die viel humaneren Gorillas einen Menschen in ihrer Gruppe. So auch den Zivilisationsflüchtling Ethan Powell (Anthony Hopkins), der sich als Anthropologe den Primaten so weit näherte, daß er schließlich zwei Jahre bei ihnen blieb. Jetzt steckt Powell als stummer Affenmann in der psychiatrischen Klinik eines amerikanischen Gefängnisses. Er soll in Ruanda mehrere Menschen ermordet haben und der junge, ehrgeizige Psychiater Theo Clauder (Cuba Gooding Jr.) wittert seine Chance. Powell ist für ihn zuerst nur ein toller Fall für die Karriere, vielleicht sogar die Chance auf einen Bestseller. Doch im Laufe einer intensiven Annäherung, bei der Rückblenden erzählen, was Powell erlebte, wechseln die Positionen der Therapie.

Der eindrucksvoll verwilderte Powell blickt mitleidig oder auch abgestoßen auf die Menschen. Er kann gemeingefährliche Kampfhunde beruhigen und wenn es jemanden zu beschützen gilt, setzt sich der grauhaarige Mann mit enormer Kraft ein. Der Einzelgänger weckt in seinem Arzt den Traum von der Illusion eines "natürlicheren" Lebens. Der mächtige, alte Silberrücken im Urwald lebte Toleranz und Akzeptanz vor. Bei den Menschenaffen galt die Familie noch etwas und wurde mit allen Mitteln verteidigt. Das findet Hollywood klasse, da kann es seine üblichen Denkweisen überstülpen.

Die Gorillas im Nebel der Vermenschlichung bieten Hintergrund für die klassische große Solidaritätsszene und andere starke Effekte. Der Frust des kleinen, strebsamen Arztes Theo in der Tretmühle aus Anpassung, Duckmäusertum und Arschkriecherei läßt sich gut nachempfinden. Wenn man sich jedoch fragt, was die Alternative ist, bleibt als Gegenentwurf nur ein im Wald hocken und sich die Läuse aus den Haaren pulen.

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Anscheinend soll der Roman "Ishmael" von Daniel Quinn da tiefer gehen.Dem Film bleibt nur die gut ausgespielte Macht seiner Effekte, das wiederum eindrucksvolle Spiel von Anthony Hopkins und ein paar packende Szenen im Urwald. Hinter vielen der Gorillas steckt erneut ("Congo") Stan Winston. Der Altmeister von Special Effects und Masken-Tricks kümmerte sich darum, daß keinem echten Affen ein Haar gekrümmt wurde und viele Statisten unter den Fellen schwitzen müßten. Ausführender Produzent war übrigens der Regisseur Wolfgang Petersen.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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