Independence Day

USA 1996 (Independence Day) Regie Roland Emmerich, mit Will Smith, Bill Pullman, Jeff Goldblum u.a., 143 Min.

Jetzt ist Schluß mit der Nettigkeit. Kein Kinderfreund E.T. mehr, keine faszinierend helle "Unheimliche Begegnung der dritten Art" mit friedlichen Außerirdischen. Die Fremden kommen düster und übermächtig, gruppieren ihre riesigen Schüsseln über den Hauptstädten der Welt und starten ein Werk der Zerstörung, das selbst härteste Militärs erschüttert. Nur durch die Initiative des genialen Nachrichtentechnikers David Levinson (Jeff Goldblum) kann der US-Präsident rechtzeitig das Weiße Haus verlassen. (David erkennt frühzeitig, daß jemand, der den Fernsehempfang stört, nichts Gutes im Sinn haben kann.) Ein gigantisches Flammenmeer, das einst Washington hieß, jagt dem flüchtenden Flieger hinterher. Alle militärischen Attacken prallen vom Schutzschild der Angreifer ab, der Gegenangriff fällt wie ein hochgerüsteter Heuschreckenschwarm über eine der letzten Flugstaffeln her. Nur der Marine Steven Hiller (Will Smith) kann entkommen und schlägt zurück ...

"Independence Day" traf Amerika wie eine Bombe. Kein Wunder, erlebte die Nation doch erst gerade durch mehrere Bombenanschläge, wie verletzlich sie ist. Und jetzt zeigten die Trailer einfach nur, wie die höchsten Symbole des Landes in die Luft fliegen: Die Freiheitsstatue, das Lincoln Memorial, das Weiße Haus - alles verschwindet im Feuersturm der Außerirdischen. Dann starte man "Independence Day" noch am 4. Juli, dem gleichnamigen nationalen Feier- und Unabhängigkeitstag, und die Besucherrekorde sind vorprogrammiert.

Die emotionale Dramaturgie zwingt das Objekt der Identifikation brutal auf den Boden, zerschmettert die Weltmacht in wenigen Stunden - und läßt sie dann glorreich zurückschlagen. Nicht nur die Trickaufnahmen sind ungeheuer, noch viel mehr erlaubt sich die Handlung: Ein US-Präsidenten als Superheld, der selbst die Sache in die Hand nimmt - wann gab's schon mal? Der Einsatz von Atombomben wird wieder als sehr sinnvoll geschildert. Nachdem Mister Superpresident (Bill Pullman) eigenhändig die Erde rettete, soll der 4.Juli nun weltweit Independence Day sein - und alle trinken Cola bei MacDonalds. Eine unerschöpfliche Fundgrube für Ethnologen des Hollywood-Volkes.

"Independence Day" mag nicht das tiefgründige, komplex verschlüsselte Denkwerk sein, das war noch nie das Ding von Regisseur Emmerich, der am Buch mitschrieb. Die ebenso effekt- wie affektreiche Story sammelt reichlich persönliche Schicksale und Attraktionen. Vom Luft- bis zum Faustkampf mit den Außerirdischen, von den tapferen Marines aus der Fernsehserie "Earth 2036" bis zum Finale von "Star Wars". Endete "Der Krieg der Welten" von H.G.Wells mit dem Sieg der Schnupfenviren, schlagen jetzt ihre digitalen Nachfolger zu. Bei einem enormen Rechneraufwand für Explosionen und Raumschiffe ist "Independence Day" aber mehr als das einfache Technikspektakel. Die Bilder und Visionen dieses Film hinterlassen nachhaltigen Eindruck. Da hätte man problemlos etwas vom typischen Katastrophenfilm-Personal weglassen können.

Eine fantastische Geschichte hinter den Kulissen ist der Erfolg des Schwaben Roland Emmerich. "Das Arche Noah Prinzip", schon ein packender Science-Fiction über Wettermanipulation aus dem All, war sein erster Schritt in Richtung Hollywood. Emmerich blieb dem Genre und seinen findigen Special Effects treu. Nach dem aufwendigen, aber inhaltlich schalen "Moon 44" folgten "Universal Solider" und "Stargate". Mit relativ geringem Aufwand brachten sie großen Gewinn - so einen lieben die Studios. Und jetzt macht der ehemalige Münchener Filmstudent Steven Spielberg den erfolgreichsten Film der Geschichte abspenstig.

Günter H. Jekubzik

Vier(ter) von Fünf möglichen Julitagen.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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