Locarno 1998 - ErstePreise
Von Günter H. Jekubzik
Locarno. Nach nur fünf Tagen Filmfestival im schweizerischenLocarno sind bereits zwei der begehrten Preise vergeben: Der ersteLeopard ging an einen noch unbekannten Dieb, der dievergrößerte und 50 Kilo schwere Replikades Preises vor einem Kino mitgehen ließ. Ehrlich verdient hatsich der amerikanische Regisseur Joe Dante den goldenen Ehrenleopard,der ihm am Freitagabend auf der Piazza Grande überreicht wurde:Aus der produktiven Schule des B-Filmers Roger Corman kommend,verlieh Dante nach Meinung der Laudatio seinen Filmen einen eigenenStil. Er sei einer der wenigen Autoren in der MassenproduktionHollywoods, stehe in der Folge von Komödien-Regisseuren wieFrank Tashlin. Schon in der Mitte seines Lebens stehend konnte derCutter Dante 1978 mit "Piranhas" auf sich aufmerksam machen.Später landete er unter den Fittichen von Steven Spielberg mitden niedlichen und gleichzeitig monströsen "Gremlins" seinenbislang größten Erfolg. Auch Dantesneuestes Werk "Small Soldiers", das nach der Verleihung desEhrenleoparden aufgeführt wurde, hat Chancen auf gutenEinspielergebnisse in den Kinos: In einer Mischung aus altmodischerKleinstadtgeschichte und modernsten Animationstricks müssen zweiFamilien eine Armee von aggressiven Spielzeugsoldaten stoppen, denenein hyperintelligenter militärischer Chip eingepflanzt wurde.Die kleinen, mörderischen Soldaten erinnern stark an denZeichentrick "Toy Story", diesmal wurden die fortgeschrittenerenComputerbilder allerdings mit einer Realhandlung verknüpft.Mitten in dem Inferno das die "Small Soldiers" auslösen, zitiertDante ausufernd Filmgeschichte und schießt böse gegen dasfalsche Pathos der vielen Kriegsfilme. Auch große Mega-Konzernewie Microsoft kriegen sehr humorvolle Breitseiten ab. DasPiazza-Publikum war begeistert und hätte sicherlich gerne nocheinige Dante-Filme mehr gesehen, doch für das Festival war dasThema Dante mit dieser attraktiven Piazza-Aufführungabgeschlossen.
In der Konkurrenz um den Publikumsfavoriten hat der deutscheMultikulti-Gangsterfilm "Kurz und schmerzlos" scheinbar auch eineChance: Der Erstling von Fatih Akin, einem Sohn türkischerImmigranten, kann mit der Schilderung einer Männerfreundschaftfesseln. Der Türke Gabriel, der Serbe Bobby und der GriecheCosta sind dickste Blutsbrüder - die kleinen Gauner habendauernd blutige Nasen oder Fäuste. Obwohl Gabriel das brutaleMilieu am Hamburger Kiez verlassen will, läuft die Sacheerwartungsgemäß katastrophal ab. Mit viel Engagement undWillen zu Authentizität gelang Fatih Akin allerdings weder dieSozialstudie noch der Genrefilm ganz. Nach zehn von zwanzigWettbewerbsfilmen steht damit ein Favorit noch aus.
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