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Die Hymne

Cannes-Gerangel

Für den einfachen Festivalbesucher ist Cannes ein französisches Wort, das nichts, aber auch gar nichts mit "können" zu tun hat. In Cannes kann man keineswegs. Man darf - meist nicht! Für jeden Neuling ist der gigantische Festivalbetrieb frustrierend, strenge Rang- und Kleiderordnungen setzen hohe Hürden vor den Kinobesuch. Bei Galavorstellungen im Saal "Louis Lumière" mit 2.300 Plätzen ist Abendgarderobe Pflicht. Mit einem einfachen Smoking liegt der Herr Kinogänger da immer richtig, die Damen haben etwas mehr Freiraum. Die Wachen des Festivalpalasts erweisen sich oft als strenge Moderichter. Dabei hält die lachsfarbene Festival-Festung selbst keinem ästhetischen Maßstab stand.

Daß die Franzosen einst bei einer nach ihnen benannten Revolution die Stände abschaffen wollten glaubt hier kein Mensch! Acht verschiedene Farb-Klassen entscheiden über den Einlaß ins Kino. Da kommt gerne Neid auf und das Standesbewußtsein hängt am bunten Bändel der Festivalkarte. Erstes Klassenmerkmal ist allerdings die Festivaltasche: Ohne sollte man niemals auf die Croisette gehen. Der einfache Filmliebhaber trägt die auberginenfarbige des Festivals. Die mehr geschäftlich Orientierten haben eine schwarze vom Filmmarkt und der Rest besorgt sich die von seiner Lieblingssektion. Dabei ist Tasche eindeutig wichtiger als Eintrittskarte: Den Film kann man immer noch sehen, aber nächstes Jahr bei der Berlinale werde ich mit dem Cannes-Souvenier richtig Eindruck schinden!


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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