Ist der aber alt geworden ...

Kirk Douglas kriegt den Ehrenbären aufgebunden

Berlin. Irgendwie gleichen sich diese jährlichen Szenen mit den lebenden Legenden auf der Berlinale: Ehrenvoll ergraute Herren werden von Ehrung zu Ehrung geschleppt, ein Riesenaufstand um sie rum, die ehrfurchtsvolle Menge lauscht den Jahrzehnten an E(h)rinnerung, den zig Filmerlebnissen. (Bei Kirk Douglas waren es beispielsweise achtzig Filme von denen er zwanzig wirklich gerne gemacht hat.)

Kirk Douglas ist 2001 bei den 51. Filmfestspielen dran. Er bekommt eine Hommage und am Freitagabend den Ehrenbären vor der Vorführung des Kubrick-Films "Wege zum Ruhm". Douglas muss als Gegenleistung dafür in die von allen Beteiligten gefürchtete Pressekonferenz. In seiner außerordentlichen Karriere hat er mit Regisseuren wie Joseph L. Mankiewicz, Billy Wilder, William Wyler, Howard Hawks, Stanley Kubrick, Otto Preminger, Elia Kazan und Brian de Palma zusammen gearbeitet. Seine bekannteste Rolle war vielleicht der Griechenheld "Spartacus", oder Vincent van Gogh in "Lust for Life" (1956). Von seiner ersten Million kaufte er sich dann eine Drogerie-Kette. Stopp - war ein Kalauer. Tatsächlich begann er nach dem van Gogh-Film Impressionisten zu sammeln. Die verkaufte er allerdings später für wohltätige Zwecke. Eine Stiftung hat damit bislang 400 Kinderspielplätze angelegt. Mit besonderem Stolz erzählte Douglas, wie er den Bann von McCarthys Schwarzer Liste brach, indem er den "verbotenen" Drehbuchautoren Dalton Trumbo und nicht ein Pseudonym in den Abspann von "Spartacus" aufnahm.

Nach einem Schlaganfall ist die Aussprache des von russischen Auswanderern als Issur Danielowitsch geborenen Stars undeutlich. Er überspielt das mit einem Scherz. Doch zuerst konnte er gar nicht mehr sprechen. Auch einen Hubschrauberabsturz zählt er zu den großen Prüfungen seines Lebens, dem er die Erkenntnis entnahm: "Never give up" - Gib niemals auf. Kling wie nach einer seiner Rollen, denen man mehr physische Wirkung als psychologische Feinheit nachsagen kann.

Irgendwie ist man bei diesen Stars, von denen man gar nicht genau wußte, ob sie noch leben, hin und her gerissen. Einerseits: Dass ich das noch erleben durfte. Dann wieder: Laßt doch den alten Leutchen ihren Frieden ... (Wobei sich die Frauen wie Catherine Deneuve oder Sherley McLaine deutlich besser gehalten haben als alte Knacker wie Jack Lemmon oder Gregory Peck.) Das mag jetzt despektierlich klingen, aber ich will nicht wissen, wie oft bei der Auswahl für solch eine Hommage der Satz fällt "Im nächsten Jahr lebt er vielleicht nicht mehr".

Doch zurück zu Douglas und den wirklich wichtigen Fragen: Ja, er ist happy über die Heirat seines Sohns Michael und sehr zufrieden mit der Schwiegertochter Catherine Zeta-Jones. Den auch schon sehr renommierten Sohn Michael braucht man allerdings noch nicht für eine Hommage zu buchen: Kirk Douglas warte dessen Frau, in seiner Familie würde man sehr alt werden.


Berichte und Kritiken von der Berlinale 2001 von Günter H. Jekubzik und Oliver Schiffers

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