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The Big Lebowski

USA 1997 (The Big Lebowski) Regie Joel und Ethan Coen, 113 Min

Nach "Raising Arizona" und "Fargo"ist "The Big Lebowski" schon wieder eine Coen-Geschichte überKidnapping, aber das sagt eigentlich gar nichts über die dreivöllig unterschiedlichen Filme. "The Big Lebowski" bietet vielebekannte Gesichter in völlig ungewohnten Rollen und Masken sowieeine skurrile Story, die entfernt an das Genre der Privatdetektiveerinnert. Die Coens selbst nannten es eine "Raymond-Chandler-Storyfür die 90er". Der große Startreff mit Jeff Bridges, JohnGoodman und Steve Buscemi zeigt zumindest, wie stark der Marktwertder Coens nach den Oscars für "Fargo"gestiegen ist.

"The Big Lebowski" soll eine Geschichte (oder eine Farce)über den einfachen Amerikaner sein, den Dude, den Trottel. Er(Jeff Bridges) heißt Jeff "The Dude" Lebowski. Er gibt seinBestes, ist völlig relaxt und hört Tapes vonWalgesängen oder vergangenen, erfolgreichen Bowling-Turnieren.Sein größtes Problem könnte der nervige,beschränkte Freund und Vietnam-Veteran Walter (John Goodman)sein, aber der ist halt sein Freund. So bleibt Dude weiter relaxt,auch wenn irgendwo da draußen ein Golfkrieg tobt. Doch ausheiterem Himmel wird Dude von zwei Geldeintreibern verprügelt,die Schulden von "Lebowskis Frau Bunny" eintreiben wollen. Nun istDude keineswegs verheiratet, aber als der Millionär Lebowski umHilfe bittet, weil seine Frau entführt wurde, klärt sichdie Sache kurzzeitig auf.

Für ein paar Tausender macht Jeff nun den Boten bei derGeldübergabe. Durch den tölpelhaften und albernen Einsatzvon Walter geht alles schief. Eine verwirrende Anzahl seltsamerMenschen zeigt Interesse an diesem "Fall" und bietet demabgehalfterten Detektiv Dude Prozente an. White Trash, Kiffer,Althippies und durchgeknallte Vietnam-Veteranen werden in "The BigLebowski" ebenso veralbert wie die Künstler, die Reichen und diePornofilmer. Die Leute sind noch blöder als in "Fargo"und das Ganze macht nur als Nummernrevue Eindruck. Dann aberGewaltigen: Die Tag-, Drogen- und K.O.-Träume von Dude sinderste Sahne, das Beste, was man in der Kategorie "Exzellentabgedreht" zur Zeit sehen kann. Apropos Sahne - sie istGrundbestandteil des White Russian, des Drinks, derGrundnahrungsmittel von Dude zu sein scheint. Die Mixtur hat Chancen,ein Kultgetränk zu werden, so wie der Soundtrack mit seinergelungenen Mischung aus Country, Pop, Klassik und Rock ein Rennerwerden müßte.

Weiterhin gibt es Klamauk aus der Klamottenkiste von "Dick undDoof", wenn lustvoll und sinnlos Autos zertrümmert werden, aberauch aberwitzige, ziemlich abgedrehte Kiffertraum-Visionen. Dazuhaufenweise Creedence Clearwater Revival aus den Boxen, einebesonders seltsame (alles in diesem Film ist seltsam) Gruppedeutscher Gangstertrottel (die ehemals eine Musikgruppe namens"Autobahn" bildeten!), einige Gespräche über Nazis undNihilisten, ein schlagwütiger Polizist, der Kohl heißt undseinen Strand sauberhalten will. JohnTurturro gibt eine atemberaubende Nummer als in Lila getunkterLatin-Bowlingstar Jesus ab. Donny (Steve Buscemi) läuft als 3.Rad am Mofa mit. Es fehlt allerdings das Wichtigste: die großeIdee, die Kraft einer ungewöhnlichen Story wie sie zuletzt"HudsuckerProxy" hinlegte.


Eine Kritik von GünterH. Jekubzik

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