Aus dem Dschungel in den Dschungel

USA 1997 (Jungle 2 Jungle) Regie John Pasquin, 105 Min.

Michael Cromwell (Tim Allen), ein dynamischer Börsenmakleraus New York, jettet mal kurz in den Dschungel Venezuelas. Dorthinfloh seine frustrierte Frau vor Jahren, nun benötigt Michaeleine Unterschrift zur Scheidung. Als Zugabe erfährt er erstmalsvon seinem 13-jährigen Sohn Mimi-Siku, der als hellhäutigerDschungelindianer aufwuchs. Jetzt muß Mimi-Siku unbedingt nachNew York, was der dortigen Tuben- und Katzenwelt große Sorgenmacht, denn der Junge beherrscht das Blasrohr meisterlich.

Der Humor des Films soll aus vertauschten Sitten entspringen; ausdem Jungen, der Katzen und Tauben nicht füttert, sondernverspeist. Die Moral erzählt vom falschen modernen Leben imGroßstadt-Dschungel und vom richtigem natürlichen imPflanzen-Dschungel. Nach viel Chaos und bemüht spaßigenErlebnissen, lehrt der Sohn seinem Vater eine bessere Lebensweise.

Deja Vu

"Die Schutzengel" warenmit Depardieu in Frankreich ein großer Erfolg. Buena Vistavermarktete die französischen Komödie international undkeiner wollte sie sehen. Auch"DerGroßstadtindianer" lockte sehr viele Zuschauer infranzösische Kinos. Diesmal wollte Buena Vista es besser machenund griff zur alten Methode des Remakes: Aus dem PariserGeschäftsmann wurde ein Börsianer aus New York. DieUS-Runderneuerung macht alles deutlicher: Die Vogelspinne Myteka, dieauf schreiende Menschen aggressiv reagiert, ist vielgrößer, besser, gefährlicher und - sichtbarmechanisch! Spaßige Elemente wie die Kochtöpfe, mit denensich Dschungelmänner eine Liebesnacht in der Hängematteeinhandeln, wurden gezähmt oder größtenteilsausgeblendet. Überhaupt ist das Retorten-Remake extrem klinischund lebensfern. Das Ekligste was man sieht, ist Katzenfutter.Verschüttete Corn Flakes mit Milch werden dezent im Hintergrundaufgewischt! Der Zuschauer muß scheinbar vor allem Ungewohnten,Fremden geschont werden - schade, bei einem Film, der das Andersseinthematisiert.

Der gestreßte Geschäftsmensch steht im Zentrum. DieHandlung, die viel wichtiger genommen (und besser aufgelöst)wird als die Vater-Sohn-Geschichte, ist ein verpatzter Kaffeedeal.Michael Cromwell sitzt auf Tonnen von Kaffee fest, während derPreis fällt und russische Mafiosi Böses wollen. Die Reizedes anderen Lebens im Dschungel sind größtenteilsverschwunden. Man hätte das Dorf direkt im Studio nachbauen unddie Indianer von angemalten, arbeitslosen weißen Schauspielernersetzen sollen. Dem Jungen Mimi-Siku (Sam Huntington) ist schonanzusehen, daß er mal einen netten, langweiligenHigh-School-Schönling abgeben wird.

"Der Smaragdwald" von John Boorman bot hingegen 1985 seinemweißen Indianerjungen nicht nur viel mehr neue Eindrücke;der ebenso witzige wie spannende Film lieferte auch einige ernsteIdeen.

Doch diese Filmindustrie kann sich nichts anderes mehr vorstellen,und selbst wenn "das Andere" aus Europa oder Lateinamerika eingekauftwird, muß es der Gleichmachung erliegen.


Eine Kritik von Günter H.Jekubzik

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