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Antz

USA 1998 (Antz) Regie Eric Darnell, Tim Johnson, 83 Min., FSK ab 6

Modern altmodisch

Werden sich die Kinder in zwanzig Jahren bei McDonalds Ameisenfühler statt Micky Maus-Ohren abholen? Ein kleines Volk von Krabblern greift heldenmutig den übermächtigen Gegner Disney an. Mit "Antz", dem ersten computeranimierten Film von DreamWorks könnte eine technische Revolution eingeläutet werden. Er ist dem Weihnachtsfilm von Disney nicht nur einige Wochen im Kino voraus. Aber bei allem Fortschritt ist die Story überaus hausbacken:

Z ist keine Ameise wie alle anderen. Z ist Individualist - und das bei einigen Millionen Mitameisen, die alle auf´s Kollektiv eingeschworen sind! Klar, daß Z auf der Psychiatercouch landet. Als ihm die Inkognito-Prinzessin Bala den Kopf verdreht, tauscht Z seinen Arbeiterposten mit einem Soldatenfreund, was den nicht besonders mutigen oder kräftigen Z mitten in einen grausamen Krieg gegen die Termiten wirft. Die Rückkehr als Held wird zum Alptraum, weil der üble General Mandible seine staatsfeindlichen und faschistischen Pläne bedroht sieht. Nach einem farbenfrohen, phantastischen Ausflug ins sagenhafte Insektopia - die süße Umgebung eines Mülleimers - können Z und Bala das bedrohte Ameisenstaatswesen retten. Die übliche, konservative Story also von der regenerativen Kraft einer begrenzten Revolution, erneut die us-typische, scheinheilige Glorifizierung des Teams im Land des gnadenlosen Individualismus.

Z´s Jammern mit der Stimme und etwas intellektuellen Witz von Woody Allen sowie die akustischen Charaktere von Sharon Stone, Sylvester Stallone und Gene Hackman (bzw. ihren Synchronsprechern) machen klar: "Antz" ist nicht hauptsächlich ein Kinderspaß, aber das kann man ja selbst bei Disney nicht mehr erwarten. Eindrucksvolle Räume gehören zum großen Gewinn der neuen Techniken. Angesichts gleitender Bewegungen könnte man vergessen, daß es sich um Computer-Kreaturen handelt ... wären da nicht die seltsamen Gesichter: Augen und Lippen sind menschlich, aber ansonsten fühlt man sich immer wieder an Klingonen und sonstige Weltallbewohner erinnert.

Die Haut und andere Oberflächen bleiben immer noch das größte Problem für den Rechner und deshalb künstlich kühl. Ein Grund, weswegen sowohl DreamWorks als auch Disney bevorzugt mit der glänzenden Haut von Insekten arbeiten! Nachdem ihrem ersten computeranimierten Spielfilm "Toy Story" zieht Disney bald mit "A Bug's Life" nach. Für DreamWorks SKG, das Studio von Steven Spielberg, Ex-Disney-Chef Jeffrey Katzenberg und David Geffen, realisierte Pacific Data Images "Antz". Als Firma, die bislang Grafiken für Werbung und TV-Sender realisierte, konnte PDI die neueste Technik einsetzen und den Film mit nur 200 Mitarbeitern in anderthalb Jahren fertigstellen. Mit doppelt soviel Zeit und Mitarbeitern wurde bislang bei solchen Projekten ohne Rechner gezeichnet. Trotzdem war noch Energie übrig, um zusätzliche Weitwinkelaufnahmen zu realisieren oder den vielfältigen Wasserformen neue Qualität zu geben. Das alles ohne den Etat zu überschreiten und Monate vor der geplanten Fertigstellung. Eine Reihe überzeugender Elemente für den computeranimierten Zeichentrick. Schon steht eine Handvoll rein computergenerierter Filme auf der Warteliste. Jetzt müssen sie nur noch an der Kasse ankommen!


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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