Zwei Brüder

Frankreich/Großbritannien 2004 (Deux Freres) Regie: Jean-Jacques Annaud mit Guy Pearce, Jean-Claude Dreyfus, Philippine Leroy-Beaulieu 105 Min. FSK ab 6

Nachdem der französische Alleskönner Annaud ("Der Name der Rose") mit "Der Bär" einen dramatischen Tierfilm schon vor 15 Jahren für ein breites Publikum inszenierte, vollbringt er dieses Kunststück nun mit zwei Tiger-Brüdern.

Es beginnt mit dem zärtlichen Liebesspiel zweier Riesenkatzen in einem südostasiatischen Dschungel. Im entscheidenden Moment schauen nur die Götterbilder der Tempel von Ankor Wat zu und bald tollen süße Tigerbabies durch die Gemäuer. Doch das Bambi-Moment kommt unweigerlich, der Vater wird von Jägern erschossen, die Kleinen trennt man. Der ängstlichere Kumal landet nach vielen Abenteuern in einem Zirkus, wo er mit Gewalt zu artfremden Tricks gezwungen wird. Sangha dagegen wird vom kleinen Sohn des Gouverneurs liebevoll aufgezogen, landet dann aber doch im Privatzoo des kambodschanischen Herrschers. Der bringt unwissentlich die mittlerweile ausgewachsenen Brüder zu einem grausamen Schaukampf zusammen ...

Auslöser der ganzen Tiger-Odyssee ist Aidan McRory (Guy Pearce), ein ehemaliger Elfenbein-Jäger, der sich wegen der veränderten Marktlage nun auf Steingötter aus Südostasien spezialisiert hat und diese ebenso rücksichtslos raubt. Er verliert sein Herz an Kumal, kann aber anfangs nicht viel tun, um ihn zu schützen. Doch so wird die Freundschaft der Tiger zu jeweils einem Menschen durchgehendes Motiv des mal spannenden, auf jeden Fall rührenden, immer wieder komischen und vor allen Dingen menschelnden Tierfilms.

Selbstverständlich werden die Hauptdarsteller, die von einer ganzen Reihe Tiger unterschiedlichen Alters gespielt wurden, im Sinne des originellen Drehbuchs vermenschlicht, aber das funktioniert hervorragend. Besonders faszinierend fing Jean-Jacques Annaud die kambodschanische Landschaft und vor allem die Tempelanlage von Ankor Wat ein, die ihn auch persönlich tief beeindruckt haben. Schön auch die wechselnden Perspektiven der Tiere gegenüber den Menschen, auch wenn einige Aufnahmen mit digitaler Kamera weniger Bildqualität zeigen.

Unter anderem ergibt sich eine bewegende Anklage gegen die Misshandlung wilder Tiere. Wobei sich die Katze in den Schwanz beißt: Denn solche Filme können nur auf dem Rücken dressierter Tiere gedreht werden. So mag man auch die übliche Aneinanderreihung von Dressurtricks sehen, die man zu genüge von Disneys Tierfilmen kennt. Mit viel Katzengejammer auf der Tonspur, das spätestens beim kindlichen Wimmern und beim Blick in große Katzenaugen nervtötend wird. Doch es dauernd nicht lange bis zum nächsten kurzweiligen Slapstick. Leider konnte sich Annaud nicht von einigen Szenen des auf seine Art sehr gelungenen Films trennen. So geriet er trotz deutscher Kürzungen, die ihm eine Freigabe ab 6 Jahren einbrachten, geriet zu lang - vor allem für Kinder.

http://www.zweibrueder-derfilm.de


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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