Y tu mamá también - Lust for Life!

Mexiko 2001 (Y tu mamá también) Regie: Alfonso Cuarón Mit: Maribel Verdú, Gael García Bernal, Diego Luna 106 Min. FSK: ab 16

Die Reise von der Hauptstadt Mexiko City zum Traumstrand erweist sich für zwei Jungs und ihre reifere Begleiterin als Übergang vom oberflächlichen Spaß zu tiefer und bewegender Lebensbetrachtung. Ein Meisterwerk in Bild- und emotionaler Regie.

Wild geht es los. Zwei ausgelassene Jungs in Mexiko City wollen mit groben Albernheiten und Zoten "Mexican Pie" spielen. Die Upper-Class-Kids Tenoch und Julio machen jede Frau an, also auch Tenochs entfernte Bekannte Luisa auf einer noblen Geburtstagsfeier: Ob sie nicht am Wochenende einen flotten Trip zur sagenhaften Himmelsbucht mitmachen wolle. Der Scherz unreifer Jüngelchen wird ernst, als die Spanierin Luisa von ihrem Verlobten betrogen und schwer enttäuscht wird. Trotzig sagt sie den beiden Jungs zu und im lauten Ami-Schlitten geht es Richtung Strand, der ihnen eigentlich nur vom Hörensagen bekannt ist.

Das spannende Personen-Dreieck entlädt sich schnell, die feuchten Träume von Tenoch und Julio erfüllen sich jedoch anders als erwartet. Denn Luisa lässt die kleinen Machos auflaufen und nimmt die Sache(n) in die Hand. Es folgen Eifersucht, Geständnisse und überraschende Paarungen. Doch die sexuellen Ausflüge sind nur eine Spur auf dem Weg zum Meer. In den immer häufigeren ruhigen Momenten tauchen Erinnerungen an ein altes Kindermädchen auf, Straßensperren und martialische Kontrollen am Wegesrand machen die Belagerungsstimmung in den extrem armen Provinzen Mexikos bewusst. Und immer wieder - das auffälligste Mittel dieses stilistisch reichen Films - stoppt das Bild, eine nüchterne Stimme berichtet, was an dieser Stelle geschah oder geschehen wird: Von dem Unfall des Hühnertransporters, dem Gemisch aus Blut und Federn in der Kurve etwa. Die so erzeugte, bedrohlich fatalistische Stimmung erreicht ihren Höhepunkt ausgerecht in der Himmelsbucht, die gegen alle Erwartungen erreicht wird. Am Ende ist sehr viel passiert, nebenbei wurde die Institutionalisierte Revolutionspartei (PRI) nach 71 Jahren Regierung abgesetzt. Den Durchblick haben die beiden jungen Männer immer noch nicht, aber zumindest eine schmerzliche Ahnung, dass einzigartiges Leben außerhalb ihres begrenzten Horizont vorbei fließt.

"Y tu mamá también" war trotz - oder wegen? - Zensureingriffen ein enormer Erfolg in Mexiko und ist im Gegensatz zum unausgewogenen "Amores Perros", wild und nachdenklich, gewagt und gewaltig, politisch und poetisch. Mit jedem Kilometer der Reise reifen die Figuren und berühren mehr. Ihr Abschied ist von tiefer Traurigkeit, auch weil dieses lebenspralle Meisterwerk so viel an Eindrücken, Gefühlen und Öffnungen schenkt.

http://www.ytumamatambien.com

 


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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