X-Men 2
USA 2003 (X-Men 2) Regie: Bryan Singer Mit: Patrick Stewart, Hugh Jackman, Sir Ian McKellen 133 Min. FSK: ab 12

Dieser neue Kinohit ist - gemäß Verlautbarung vor der Vorführung - ganz besonders und kann auch ohne den ersten Teil verstanden werden. Ganz sicher eines der großen Ereignisse dieses Frühjahrs / Sommers / Herbsts / Winters (Nichtzutreffendes bitte streichen) und ein tolles Erlebnis für die gesamte Familie.

Damit wäre die Marketing-Aufgabe der Filmkritik erledigt. Der Rest bleibt zur "Kultur"-kritik: Nur Effekte, flache Comicfiguren und ein überzogener Aufwand von den Filmverleihern, die wohl wirklich glauben, so ein albernes Filmchen sei irgendwie von Belang. Die ersten Vorstellungen wurden mit einem Sicherheitsaufwand begleitet, als handle sich um die Kronjuwelen. Man braucht nur einen Blick ins Kinoprogramm und ins Internet zu werfen: Zum einen ist so ein Film durchnummerierte Serienware, schon nächste Woche kommt der folgende Superhit und in drei Wochen "Matrix 2" und danach ... Sowieso ist der Kram doch schon längst gratis im Internet zu finden. Dabei werden für all das ach so wichtige Material weltweit Gesetze und Rechte verbogen, bis man sich seine gekaufte CD dank Kopierschutz nicht mal mehr im Auto anhören kann. Auch unser Parlament macht sich zum Büttel für Microsoft, Warner und Co. Ich warte jedenfalls schon mit Freuden auf den Tag, an dem all diese Nichtigkeiten unserer Zeit mit einem großen Magnet gelöscht werden und wieder Platz für richtige Filme ist.

Ach ja, die Handlung: Die Guten werden hinterhältig von den Bösen angegriffen, so dass man denkt, die gesamte Menschheit ist verloren. Aber in letzter Minute ... doch wir wollen hier nicht zu viel verraten! Schauspieler und Figuren sind beliebig austauschbar - nehmen wir diesmal das Superman-Kostüm oder das Gummizeugs von Batman oder doch diese Mutanten-Klamotten? Letztere sind in der Überzahl, da kann man den Leerlauf einfacher auf über zwei Stunden dehnen, ohne einen irgendwie über diese Spanne hinaus relevanten Gedanken aufwenden zu müssen. Auch macht es nicht so viel aus, wenn mal einer dieser Papp- oder Gummikameraden hopps geht.

Also: wer unbedingt sehen will, wie sich zwei Personen in schwarzer Wurstpelle mit dem körpereigenen WMF-Besteck tranchieren, findet hier ein bis zwei Szenen nach seinem Geschmack. Wer sein Leben im Leerlauf möglichst schnell rumkriegen, möglichst viel Zeit totschlagen will, ist mit "X-Men 2" auch gut bedient.

PS: Regisseur Bryan Singer hat früher übrigens richtige Filme wie "Die üblichen Verdächtigen" gemacht, bei denen es nicht nur darauf ankam, irgendwas möglichst laut durch die Luft wirbeln zu lassen.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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