Wilbur

Wilbur Wants to Kill Himself

Dänemark/Großbritannien/Deutschland 2002
Regie: Lone Scherfig
Darsteller: Jamie Sives (Wilbur), Adrian Rawlins (Harbour), Shirley Henderson (Alice), Lisa McKinlay (Mary), Mads Mikkelsen (Dr. Horst), Julia Davis (Moira), Susan Vidler (Sophie)
Länge: 106 Min.
Verleih: ottfilm
http://www.ottfilm.de/
Kinostart: 10. Juli 2003

Nach "Italienisch ..." nun "Sterben für Anfänger" - der dänischen Regisseurin Lone Scherfig gelang mit "Wilbur" eine sanft-schwarze Komödie, ein heiterer Trauerfall im schottischen Milieu.
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Wilbur ist ein netter Kerl - er bringt sich regelmäßig um, ruft aber vorher immer seinen Bruder Harbour an. Der Tod ist ein alter Bekannter in dieser Familie: Gerade starb der Vater, mit dem Tod der Mutter hat Wilbur bis heute noch nicht abgeschlossen. Nun kümmert sich Harbour selbstlos um den Familien-Buchladen in Glasgow und den selbstmord-gefährdeten Bruder. Bis nicht mehr zu übersehen ist, dass die sehr schüchterne Alice mit ihrer Tochter Mary immer öfter im Laden auftaucht, bis sie auch ihr letztes Buch zum Wiederverkauf angeboten hat. Harbour und Alice kommen zusammen, Mary mag wie alle Kinder den Kinder hassenden Wilbur, das Lachen zieht in den kleinen Buchladen ein. Und damit alle komplett sind, kommt auch Gevatter Tod die glückliche Familie noch einmal besuchen ...

Lone Scherfig bereitet mit "Wilbur" ein morbides Vergnügen, aber keines der zynischen, bitteren Art. Wilbur und Harbour bilden trotz aller Todesfälle ein herzliches Komikerpaar wie die beiden Heimausflügler in "Elling". Dass kein Drama ausbricht, als Alice hinzukommt, macht "Wilbur" so sympathisch. Es scheint ein Grundprinzip dieses wunderbaren Films zu sein, dass menschliches Unzulänglichkeiten - bis hin zum Tod - durch die Größe des Herzens mit einem weinenden und einem lachenden Auge angenommen werden können.

Vom eigenen Drehbuch an, dass nach Besichtigung der schottischen Lokalitäten noch einmal umgeschrieben wurde, bis zum schwierigen Ende ist "Wilbur" gelungen. Scherfigs geniale Dialoge haben dank behutsamer Zentrope-Produktion (die Filmstiftung NRW förderte) den Transfer von Kopenhagen nach Glasgow bestens überstanden. Die Regisseurin dreht genauso gut in Englisch wie zuvor "Italienisch" für Anfänger in Dänisch.

Der Film strotz vor wunderbaren Figuren, wie den stillen Arzt Horst - "A man called Horst" nennt ihn Wilbur. Horst ist verhinderter Trompeter und sehr eigenwilliger Psychiater, sein trockener skandinavischer Humor ist vom Besten. Auch Wilbur selbst ist ein Vergnügen - selbst wenn er sich gerade wieder umbringt: Er hasst Kinder und wird von ihnen verehrt, die Frauen stehen auf ihn und er kann sich nicht genug Gemeinheiten ausdenken, um sie abzuschrecken.

Die Musik betont die Emotionen vielleicht etwas zu deutlich. Überhaupt scheint alles ganz einfach zu sein, ist so perfekt, dass man es sich nicht anders vorstellen kann. Dabei ist es ein geniales Kunststück der Filmemacherin Lone Scherfig, Lachen und Weinen immer so wunderbar auszubalancieren. Eine sichere Bank für Zuschauer, Verleiher und Kinos jeder Größe.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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