Wenn Träume fliegen lernen

USA 2004 (Finding Neverland) Regie Marc Foster mit Johnny Depp, Kate Winslet, ca. 100 Min.

Erwachsene wieder wie die Kinder träumen lassen, das ist einer der wunderbaren Tricks von Literatur und Film. Ein großer Zauberer darin war der britische Autor James M. Barrie. Und von ihm und der Entstehung seines "Peter Pan" erzählt dieser zauberhafte Film.

Johnny Depp spielt James M. Barrie, den "Entdecker" von Peter Pan und Neverland. Im London zu Anfang des 20.Jahrhunderts ist er ein Sonderling, seine Stücke versteht niemand und seine Frau macht sich Sorgen um ihre gesellschaftliche Reputation. Als James eines Tages auf einer Wiese im Park trocken-angelt, trifft er auf einen Bernhardiner und vier Jungs. Die reizende Witwe Sylvia (Kate Winslet) ist etwas überfordert, aber James kann die Kinder sofort begeistern. Er kommt wunderbar mit ihnen zurecht, obwohl seine Fantasie manchmal selbst Kinder überfordert. Nur der schwierige Peter verweigert sich den fantastischen Spielereien, er kann immer noch nicht den Tod des Vaters verwinden.

Zwei Welten können nicht miteinander und bedingen sich doch gegenseitig: Bei den Barries, die sich auseinander gelebt haben, gibt es getrennte Betten und Schlafzimmer. Doch wenn James in seins geht, öffnet sich hinter der Tür eine andere Welt, ein Traumgarten. Ganz nebenbei verzaubert der Film mit selbstverständlichen Einbrüchen der Fantasie in eine freudlose steife Realität. Dem düsteren Heim von James mit seiner harten Frau wird ein traumhaftes Fantasieballett bei Sylvia entgegen gesetzt. Es gibt Indianerspiel vor Westernszenerie im Londoner Garten, der auch mal zur afrikanischen Savanne wird. Doch auch Sylvie muss sich vor ihrer harschen Mutter rechtfertigen, die streng auf "Anstand" achtet und in der Fantasie zum Captain Hook mutiert.

Als einer der Jungs es nicht schafft, seinen Drachen auf der Wiese steigen zu lassen, animiert James alle, an den Drachen zu glauben. Plötzlich steigt er auf, wie auch die Kinder in Peter Pan nur fliegen können, wenn sie fest daran glauben. Aus den realen Erfahrungen mit den Kindern Sylvias entsteht allmählich das Theaterstück. Eigentlich unmöglich zu inszenieren, meint vor allem der Theaterdirektor Charles (Dustin Hoffmann einst Darsteller des Captain Hook). Doch mit dem Glauben an Fantasie und Neverland sowie einiger Hilfe der Jungs gelingt, es verknöcherte Erwachsene wieder zu Kindern zu machen. Ihr Lachen steckt an, taut die verknöcherte Gesellschaft auf, das Stück erlebt erstmals seinen Erfolg, der bis heute anhält.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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