Was das Herz begehrt

USA 2003 (Something's Gotta Give) Regie Nancy Meyers mit Jack Nicholson, Diane Keaton, Keanu Reeves 123 Min.

Der alte Schürzenjäger Harry (Jack Nicholson) hat dieses Wochenende gleich drei Frauen in der Strandvilla. Zwei davon allerdings unerwartet, nämlich die Mutter und die ältere Schwester seiner aktuellen und wie immer sehr viel jüngeren Affäre Marin. Denn Frauen älter als 35 sind nicht sein Typ. Dabei hat Harry selber 63 Jahre auf dem Buckel, wirkt aber als erfolgreicher Hiphop-Produzent noch ganz fit.

Es ist schwer zu glauben, dass junge Frauen noch reihenweise sexuell an Harry interessiert sind, und genau das wird beim Abendessen zu viert thematisiert. Schnell drehen die Damen die Situation um: Wieso fristet die intelligente, schlagfertige 53-jährige Theaterautorin Erica (Diane Keaton) nach ihre Scheidung ein einsames, lustarmes Leben? Weshalb umschwärmen sie keine jungen Schönlinge?

Man erinnert sich an den Ton, an die sanfte Macho-Kritik von "Was Frauen wollen", dem letzten Film der Regisseurin Nancy Meyers. Schmeichelnder Feminismus, nette Scherze, die auch die Herren der Schöpfung schmunzeln lassen und auf keinen Fall aufregen. Denn andernfalls könnte es ihnen so ergehen wie Harry: Allein auf dem Zimmer mit Marin ereilt ihn nicht der erwünschte, Viagra-unterstützte Höhepunkt sondern eine Herzattacke. Niedergestreckt und transportunfähig quartiert man ihn in Ericas Wohnung ein - gegen ihren anfänglichen Widerstand. Doch die beiden eigensinnigen Menschen kommen sich näher und Harry fühlt wieder einen seltsamen Schmerz in der Brust - sollte das unbekannte Gefühl Liebe sein? Allerdings muss sich der alte Schwerenöter beeilen, denn auch sein junger, attraktiver  Herzspezialist (Keanu Reeves) ist an Erica interessiert.

Wunderbare Darsteller, ein humorvolles Drehbuch und eine flotte Inszenierung - Meyers "Neuer" bietet tatsächlich alles, "was das Herz begehrt". Und sollte einem ihre Sicht auf die Geschlechterverhältnisse zu vereinfacht erscheinen, man kann dieser Zeit der Zärtlichkeit ohne Drama und Tragik trotzdem nicht böse sein.

Auch wenn Diane Keaton die Siegerin im Film spielt, Nicholson raubt ihr immer wieder die Show, vor allem, wenn er seinen Harry unter Beruhigungsmitteln spielt. Das ist ebenso albern, wie die Verarbeitung der ganzen Geschichte in Ericas nächstem Theaterstück, aber diese Darsteller können selbst die Ausrutscher in Richtung Boulevard auffangen. Und dann gibt es all diese einzigartig komischen Szenen: Wenn das reifere Pärchen vor dem Sex Blutdruck messen muss und beide suchen ihre Brille, um die Anzeige zu entziffern, dann ist das so sympathisch, menschlich und ohne Spott inszeniert, dass man überlegt, ob Meyers nicht doch Revolutionäres ins Mäntelchen der harmlosen Komödie verpackt.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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