Was Frauen wollen

USA 2000 (What women want) Regie Nancy Mayer, 127 Min.

Die Empfehlung von Stiftung Filmtest: Jungs, geht mit euren Frauen in diesen Film! Sie werden euch ewig dankbar sein und vielleicht, für einen kurzen Moment, mal eben das Gefühl haben, wir könnten sie verstehen. "Was Frauen wollen" ist auf jeden Fall ein gutes Stück knackiger Mel Gibson (über Alter wollen wir hier nicht reden ...) Vor allem, wenn Mel Strumpfhosen anzieht, tanzt und sich schrecklich "süüüüüüß" von seiner sanften Seite zeigt.

Er wuchs zwischen Show-Girls in Las Vegas auf und ist von Kind auf gewohnt, dass Frauen ihn umschwärmen. Der Werbe-Mann Nick (Mel Gibson) ist ein Macho in direkter Nachfolge von Casanova und Don Juan, dazu völlig "politisch inkorrekt". Aber ein Genie auf seinem Gebiet! Wenn es darum geht, Blondinen auf großformatige Plakate zu plazieren oder Frauenherzen schmelzen zu lassen, ist er spitz(e). Doch dann setzt man ihm in der Agentur eine Frau vor die Nase: Darcy (Helen Hunt) soll die weibliche Kundschaft erobern, von der Nick offensichtlich überhaupt keine Ahnung hat: "Er kennt sich mit ihren Höschen aus, aber nicht mit ihren Gedanken."

Der Frauenhasser Nick, der Frank Sinatra gegen zuviel Oestrogen im Fernsehen oder in der Luft einsetzt, muss nun Proben von Wimpertusche, Enthaarungswachs und Strumpfhosen mit nach Hause nehmen. Die Konfrontation mit so vielen weiblichen Nebensächlichkeiten ist einfach zu viel für Nick - ihn trifft der Schlag und die Folgen sind fürchterlich: Am nächsten Morgen kann er die Gedanken von jeder Frau hören, selbst eine Pudeldame teilt ihm unfreiwillig ihre Begierden mit. Nur seine Sekretärinnen denken nichts! Nach erster Panik erkennt Nick die Chance seines Lebens. Wenn Männer vom Mars und Frauen von der Venus sind, ist er der einzige Mann, der Venusianisch versteht! So sieht man ihn bald in der Kantine einfühlsam die Beziehungsprobleme seiner Mitarbeiterinnen besprechen. Und er ist vor allem immer in "Hörnähe" seiner Chefin Darcy, die er damit verblüfft, dass er ihre Gedanken vor ihr ausspricht. Nicks Sieg gegen die unliebsame Konkurrentin stände eigentlich nichts mehr im Wege, wären da nicht die wachsenden Gefühle zwischen beiden, die sich ja sooo gut verstehen ....

Dieser Nick ist als altmodischer Charmeur und Verführer ein Genuß, seine Showeinlagen haben filmische Klasse und das herrlich übertriebene Dahinschmelzen seiner Frauen nehmen die Zuschauerinnen scheinbar gar nicht krumm. Die einfache Idee spielen der mit seinen bisherigen Rauhbeinrollen perfekt besetzte Gibson und die flotte Inszenierung mit einigen optischen Schmankerln zur gelungenen Unterhaltung aus. ÝNett swingende Musikbegleitung mit "Mackie Messer" (für Nick) und "I've got you under my skin" (für Darcy) von Old Blues Eyes Sinatra passt zum altmodischen Touch. Der tiefe Einblick in Welt der Kreativen behauptet niemals, mehr als ein Märchen zu sein. Die gedankenlesende Machtposition Nicks macht Frauen in Führungspositionen lächerlich und ganz klar wird: Frauen können nicht gleichzeitig denken und reden. (Und von Kleists allmählichen Verfertigen der Gedanken beim Reden hat dieser Film auch noch nichts gehört.) Auch wenn dies nur so ist, weil man sonst nix verstehen würde, macht es schon die Grundhaltung eines Films klar, bei dem sie am Ende selbstverständlich in seinen Armen dahinschmilzt. Also: Jungs mit feministischen Frauen sollten lieber in den neuen Sally Potter gehen.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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