Wallace & Gromit

Ein Haufen bunter Knetmasse begeistert ein Millionenpublikum in ganz Europa. Sieben Trickfilme des renommierten britischen Aardman-Studios bewegen als "Wallace & Gromit" ihre erwachsenen Zuschauer zu schallendem Lachen und zu Beifallsstürmen.

Etwas aus dieser Fabrikationsstätte ausgeflipter Trickfilme hat fast jeder schon gesehen: Vielleicht die Geschichte eines in Nina Simone verliebten Katers beim Musikclip zu "My Baby Just Cares For Me" oder das irrwitzig verspielte Video zu Peter Gabriels Song "Sledgehammer", das auch die Aardman-Rolle eröffnet. Die allergrößten der kleinen, mit Preisen überschütteten Figuren sind Wallace, der biedere Brite im Strickpullunder, und sein Hunde-Freund Gromit mit dem bewegten Mienenspiel. In ihrem ersten Abenteuer "A Grand Day Out" nutzen sie einen Feiertag, um im Keller schnell eine Rakete zu bauen und auf dem Mond die Käsevorräte aufzufüllen - denn einjeder weiß, daß der Mond aus Käse besteht. In dem oscargekrönten "The Wrong Trousers" müssen die knuddeligen Helden mit einem hinterhältigen Pinguin fertig werden, der die hypermodernen Computer-Hosen von Wallace zum Diamantraub nutzt.

Für den umwerfend komischen Zoo-Bericht "Creature Comforts" verfuhr Regisseur Nick Park ganz anders als bei seinen verrückten Fiktionen, er führte Interviews mit Einwanderern und bebilderte die Klagen über britische Lebensumstände mit einer Eisbärenfamilie, einem Jaguar, bunten Vögeln und einem Gorilla.

"Wallace & Gromit", der komischste Film, der zur Zeit im Kino läuft, ist auch der aufwendigste: Für die 30 Minuten "The Wrong Trousers" war Nick Park 13 Monate im Aufnahmestudio. Dabei nimmt die Kamera nur einzelne Bilder auf, zwischen denen die Figuren millimeterweise weiterbewegt werden. Der fertige Film zeigt das Ganze als kontinuierliche Bewegung. Rasante Verfolgungsjagden, detailgetreue Straßenzüge, Spannung, Komik und echte Emotionen lassen schnell vergessen, daß es sich um Plastilin-Figuren handelt. Der Wunsch von Aardman-Chef Peter Lord, seine Kreationen einfach als Kinofilm anerkannt zu sehen, der zufällig mit animiertem Plastilin entstand, erfüllt sich schnell beim faszinierten Publikum. Bei dieser enormen Detailarbeit gibt oft es mehr zu entdecken als im abendfüllenden Spielfilm. Nachdem der Untermieter mit dem eiskalten, bösartigen Blick, den nur Pinguine in den Raum werfen können, Gromits Zimmer okkupierte, ziert statt der blauen Tapete mit Knochen-Muster eine gelbe mit Fischen den Raum. Während ein Paradiesvogel über die problematischen Zustände im Zoo berichtet, lupft im Hintergrund ein Artgenosse für Sekunden seinen Schnabel wie eine aufgesetzte Clownsnase.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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