Wallace & Gromit auf der Jagd nach dem Riesenkaninchen

USA 2005 (Wallace & Gromit - The Curse of the Were-Rabbit) Regie: Steve Box, Nick Park 96 Min.
FSK ab 6

"Hattu Möhrchen?" lautete der beste Nager-Witz - bis jetzt. Mit einer Detailverliebtheit, die man sich wohl nur beim jahrelangen Zurechtkneten eines Animationsfilms leistet, legt das britische Aardman-Studio nach den "Wallace & Gromit"-Episoden und "Hennen Rennen" eine neue, riesige und umwerfend komische Sensation hin.

Wallace & Gromit, das bekannteste Paar der Filmgeschichte - neben Ernie & Bert oder Kermit und Miss Piggy - jagen als Firma "Anti-Pesto" nun erfolgreich Kaninchen. Denn in vier Tagen steigt das lokale Finale im Riesen-Gemüse-Wettbewerb. Vor allem Herrchen Wallace verblüfft wieder mit wahnsinnigen Maschinen, etwa der Kaninchen-Saugvorrichtung, die gleich ein ganzes Feld von den Nagern befreit und himmlisch im gläsernen Auffangzylinder schweben lässt. Zuhause füttert Hund Gromit die süßen Tierchen im Keller, was ein Platzproblem bringt, denn die Karnickel vermehren sich bekannterweise wie die Karnickel. Gleichzeitig hat Wallace ein Gewichtsproblem, morgens bleibt er immer in der Aufsteh-, Wasch-, Anzieh-und-Frühstücksmaschine hängen. Da könnte eine Gehirnwaschanlage helfen, die den Kaninchen Möhrenfressen austreiben und Wallace dietöses Gemüseknabern schmackhaft machen soll. Doch diese Frankensteinsche Aktion geht schief, das Kaninchen wächst und ähnelt Wallace zusehends. Gleichzeitig macht in Mondnächten ein Riesenkarnickel die Vorgärten unsicher.

So hat man Kaninchen noch nie gesehen! Wie einst die Schafe in "A clean shave" haben diese Knet-Kreaturen das Zeug zu Kult-Tierchen. Der neue Aardman-Film ist vor allem umwerfend komisch - wie hat man die Jahre ohne bloß ausgehalten? Gromit, der entschlossene, kluge Hund rettet sein konfuses Herrchen wieder unzählige Male, wortlos wie der Pantomime Marceau und mit vielsagenden Augenaufschlägen. Ihr Auto, besser ausgestattet als eine Bond-Kiste, schüttelt nach einer untergründigen Verfolgungsjagd wie ein Hund den Schlamm ab.

Dr. Jekyll und Mr. Hase, etwas Frankenstein, dazu ein Danny Elfman-Score, dessen Horrormusik auch mal live von der Kirchenorgel eingespielt wird, und vor allem viel Werwolf-Horror auf kuschelige Weise. Zitiert werden aberwitzig "Jurassic Park", "King Kong" und "Dune"; wenn Gromit das Radio anmacht, dudelt "Bright Eyes", die Schnulze aus dem melodramatischen Hoppler-Epos "Unten am Fluss". Der rasende Spaß wird gekrönt von einem genial comic-haften Luftkampf Gromits gegen einen garstigen Jagdhund - der rote Baron war ein müder Papierflieger dagegen.

Nach einem Käse-Ausflug, dem Kampf mit Schafdieben und dem Hennen-Knast-Film stellt sich wieder heraus, dass Knetgummi-Filme doch die allerkomischsten sind! Und wer da "Kinderfilm" sagt, den soll das Wer-Karnickel holen ...


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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