Vom Westen unberührt

Frankreich 2002 (Un homme sans l'occident) Regie Raymond Depardon mit Ali Hamit 105 Min.

Der Fotograf und Filmemacher Raymond Depardon liebt Afrika und beweint mit seinen Filmen. Nun erzählt er "Vom Westen unberührt", eine Fantasiegeschichte, einen Traum vom Afrika ohne den weißen Mann. Dass dieses ethnographische Abenteuer scheitern muss, ist immanent.

Die ersten Bilder zeigen eine blendend weiße Wüste, ein paar Reiter sind unterwegs. Langsam, im Rhythmus der weiten Landschaft erschließt sich eine Flucht. Doch nur ein Kind überlebt, das wir zwanzig Jahre später in seinem "Adoptivstamm" in der Sahara wieder finden. Alifa ist ein junger Krieger, ein guter Krieger, der sich sowohl bei den Jägern, als auch bei den Nomaden Respekt verschafft hat. Nun zieht er aus, die "Nsara" zu bekämpfen, die Weißen, die französischen Kolonialisten. Eine Falle in den Bergen wird Alifa zum Verhängnis. Er ahnt sie, doch er ergibt sich ihr fatalistisch. Mit wenigen Überlebenden kämpft er sich durch die gegnerische Umzingelung, erleidet aber eine schwere Rückenverletzung, die ihn von Almosen abhängig macht. Man sieht ihn noch kurz als alten Bettler, dann hat er einen fast mythischen Abgang in einen Palmenhain.

Depardon basiert seine Geschichte auf den Roman: ,,Sahara, un homme sans l´occident" von Diego Brosset. Es nimmt die Perspektive eines Franzosen, der sich den unbekannten Gegner vorstellt. Der Off-Erzähler des Films (Sprecher in der deutschen Fassung: Walter Renneisen) ist auch ein weißer Autor, der sich eine Art letzten Kämpfer des reinen Afrika zu Beginn des 20. Jahrhunderts vorstellt. Also auch ein kolonialistisches Hirngespinst, aber ein spannendes. So ist das Abenteuer mit dem langen Atem höchstens in Fragmenten ein ethnologischer Film in der Tradition von "Nanuk, der Eskimo" und "Atanarjuat".

Depardon gelingen zeitweise sehr eindrucksvolle Bilder. Die Geschichte, die Bilder und vor allem der Protagonist bleiben fremd. Kurze Zusammenfassungen bringen den Zuschauer immer auf die Höhe des großen Lebensbogens Alifas. Das ist stimmig und darin liegt vielleicht eine eigene Wahrheit. Ansonsten schenkt der Film - und hier käme das nächste Afrika-Klischee - ein schönes und eindrucksvolles Rätsel.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

realisiert durch

Ein Service von

arena internet service

FILMtabs-Logo