The way of the gun

USA 2000 (The way of the gun) Regie Christopher McQuarrie, 118 Min.

"Heutzutage wollen alle coole Verbrecher sein, keiner will noch Verbrechen begehen." Diese Erkenntnis des "wahren" Verbrechers Longbaugh (Benicio Del Toro) trifft auch auf viele Filme im Tarantino-Fahrwasser zu. Während häufig das Verbrechen mit coolem Styling und viel Spaß zur Attraktion wird, arbeitet "The Way of the Gun" mit einer erschreckenden Härte, die an Peckinpah erinnert. Das Regiedebüt Christopher McQuarries, des Autoren von "Die üblichen Verdächtigen", ist ein brutaler, aber exzellent gestalteter Thriller.

Zwei ungebundene, rücksichtslose Kleingangster entführen die hochschwangere Leihmutter Robin (Juliette Lewis), werden aber im folgenden Chaos niemals auch nur eine Ahnung davon bekommen, welche Familiendramen und Intrigen zu der Zeugung führten. Lösegeld verlangen Longbaugh und Parker vom Millionär Hale Chidduck, der glaubt, sein Erbgut zusammen mit dem seiner jungen Frau Francesca in die Austrägerin "gepflanzt" zu haben. Mit der Verfolgung beauftragt sind zwei Bodyguards, von denen einer meint, der eigentliche Samenspender zu sein. Da er als einziger im Erbgut-Reigen schwarz ist, will er das verräterische Kind kurz nach der Geburt abfangen. Der Gynäkologe und Mittelsmann zu den Entführern ist Chidducks einst verstoßener Sohn, der unter der Schuld einer Abtreibung leidet. Als Gegenpart und Aufpasser der jungen, eleganten und übercoolen Bodyguards mischt sich Senioren-Gangster Joe Sarno (James Caan) in die Verhandlungen ein. Er agiert nicht nur als alter Freund Chidducks, sondern auch als Vater Robins.

Unbedarft von all diesen Wirrungen bleibt den dynamisch chaotischen Kidnappern nur, sich immer wieder aus verfahrenen Situationen freizuschießen. Das Finale in einem schäbigen mexikanischen Bordell gerät zum furchtbaren Blutbad in doppelter Hinsicht: Der Versuch, Mutter und Kind per Kaiserschnitt zu trennen, um die pünktliche "Auslieferung" der "Ware" sicher zu stellen, steht als schwer erträgliche Operation, als erschütterndes Gemetzel im Zentrum eines vom Blei vergifteten Schlachtfeldes.

Sowohl mit Schießereien im Western-Stil als auch mit einer originellen und packenden Autoverfolgung legt McQuarrie inszenatorische Perlen des Genres hin. Sein vielköpfiger Figurenreigen zeigt packende Tiefe. Die enorme Gewaltbereitschaft macht vor allem aus den zwei Kidnappern personifizierte Minenfelder: Sie gehen, sprechen, fahren immer mit dem Finger am Abzug.

Dass "The Way of the Gun" trotz all seiner Qualitäten in Deutschland nur auf Video und DVD vertrieben wird, liegt sicher an der erschütternden Härte des Films. Im Gegensatz zu vielen stark stilisierten Gangstergeschichten geht dieser ungewöhnliche Thriller nicht den Weg der oberflächlichen Coolness. Es ist ein Drama, bei dem die dichte Inszenierung, die stilvollen Schau- und Schussplätze sowie das sehr präsente Schauspiel der Stars (Benicio Del Toro, Juliette Lewis, James Caan, Ryan Phillippe) nur die Betroffenheit erhöhen. Trotz extremem "Overkill" sind die Schusswechsel hochspannend, gleiten nicht ins Unglaubwürdige ab. Dazu passt, dass aus dem Blutbad in gnadenlos schmutziger Umgebung eine erstaunlich positive (Er-) Lösung hervorgeht, die neues, konventionell gezeugtes Leben gegen den allgegenwärtigen Tod stellt.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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