Die Weissagung

China/BRD/GB 1991 (Bian zou bian chang) Regie und Buch: ChenKaige, 120 Min.

Ein alter Mann spielt Sanxian, das asiatische, dreisaitigeInstrument. Wie lange er es schon spielt zeigt die Schnur mit 992Knoten, jeder entspricht einer zerspielten Saite. Der Meister desSanxian ist blind und eine Weissagung verspricht ihm, bei dertausendsten Saite öffne sich in dem Instrument ein Geheimfachund das versteckte Rezept mache ihn wieder sehend. Der SchülerShitou, ebenfalls blind, begleitet den verehrten alten Mann. Siewerden überall freudig empfangen, erhalten auf ihrer Reise durchgewaltige chinesische Landschaften Nahrung und Unterkunft von denMenschen auf den Dörfern. Nach dem Höhepunkt, dertausendsten Saite, entzündet sich der Generationenkonflikt: dasAlte wird angezweifelt, der Junge will nicht asketisch für dieHoffnung leben, sondern auch als Blinder lieben und die in Fülledes Lebens eintauchen ...

Chen Kaiges Film ist in vieler Hinsicht eindrucksvoll:Kräftige Farben machen aus der Natur mehr als eine wunderbareSzenerie, während die Vielfalt der ausdruckskräftigenGeräusche, die Erlebnissphäre von Blinden schafft. Vorallem die Musik, der tiefe, kehlige Gesang des Meisters und dieopernhaften Chöre führen zu großen,unvergeßlichen Kinomomenten mit Schauern und Gänsehaut.Auch die optische Orchestrierung himmelhoher Kranfahrten istgroß aufgezogen. Bei diesem Aufwand entsteht die Frage nach derpolitischen Relevanz. Die blutigen Kämpfe zwischen zweiDörfern, anfangs besänftigt durch die Kraft des Gesangs,könnten noch als Parabel eines Bürgerkriegs verstandenwerden, doch ansonsten ist "Die Weissagung" mit ihrer chinesischenSymbolik wesentlich verschlossener als "Der König der Kinder",Kaiges letzter bewundernswerter Film. Aber gerade dierätselhaften Schönheiten und das offene Ende lassen diesenwundervollen Film noch lange weiterwirken.


Eine Kritik von Günter H.Jekubzik

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