Viel Lärm um nichts

Erstaufführung (Much Ado about nothing) USA/GB 1993, Regie und Buch: Kenneth Branagh, 111 Min.

Nach "Henry V." zeigt der brillante Schauspieler und Regisseur Kenneth Branagh mit "Viel Lärm um nichts" ein weitere filmisch absolut überzeugende und zeitgemäße Shakespeare-Bearbeitung.

Der sehr sinnliche, körperliche Film ist ein sonnenüberflutetes Vergnügen, dessen listenreiche Handlung zwei Paare zusammenführt. Angesiedelt im sizilianischen Messina und gedreht in der Toskana folgt der ruhigen Eröffnungsszene ein furioser Aufgalopp, eine quicklebendige, freudenvolle Montage, ein lustvoller Augenschmaus aus Reitern, Badenden, Tanzenden, Singenden. Die folgenden Rededuelle zwischen Benedict und Beatrice laufen ebenso rasant und gewitzt ab. Ein verbaler Dauerkrieg, der es hinter allen Zynismen doch nicht schafft, eine gewisse Zuneigung zu verheimlichen. Nachdem die glückliche Heirat von Claudio und Hero geschickt anrangiert wurde, sollen mit etwas Täuschung auch Benedict und Beatrice zusammengebracht werden. Branagh bereichert dabei eine komödiantische Lauschszene ganz einfach mit den klassischen Problemen beim Aufstellen eines Liegestuhls. Während sich das komödiantische Paar langsam näher kommt, erlebt das hohe Paar Hero/Claudio aufgrund einer bösartigen Intrige ihre Katastrophe.Auch diese melodramatischen Momente gelangen mit der exzellenten internationalen Schauspielerriege hervorragend. Neben Branagh selbst (als Benedict) glänzt selbstverständlich seine Gattin Emma Thompson (Oscar-Gewinnerin für "Howards End"). Zu den wunderbar anzusehenden Darstellern und Darstellerinnen gehören Robert Sean Leonard ("Club der toten Dichter") als Claudio, Denzel Washington als Don Pedro, Keanu Reeves als schurkiger Don John und ein fetter, schmieriger Michael Keaton, der als närrischer Gerichtsdiener Holzapfel stark an seine "Beetlejuice"-Rolle erinnert.

"Viel Lärm um nichts" erwies sich schon in den USA als das beste Gegengift zu "Jurassic Park". Kenneth Branagh machte aus der fast vierhundert Jahre jungen Vorlage keineswegs eine statische Bühnenadaption, sondern einen bewegungsreichen, elegant und berauschend montierten Film. Wenn einige Kritiken in der Konzentration der Handlung auf das komödiantische Paar Benedict/Beatrice griesgrämig eine Veralberung des Shakespeare-Stoffes sehen, übersehen sie dabei, daß Benedict und Beatrice auch beim alten William die ausgeprägteren Rollen sind.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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