ghj-logo

Very bad things

USA 1998 (Very bad things) Regie und Buch Peter Berg, 111 Min. mit Jon Favreau, Leland Orser, Cameron Diaz, Christian Slater, Rob Brownstein, Jeremy Piven, Daniel Stern, Jeanne Tripplehorn

Bloody Mary - oder sechs Todesfälle und eine Hochzeit

Eine Hochzeit und sechs Todesfälle in den Tagen zuvor. Alles fing mit einem Junggesellenausflug nach Las Vegas an. Genauso bescheuert wie die überzogenen, typisch amerikanischen Hochzeitsvorbereitungen parallel Zuhause. Nur die fünf Freunde bauen mit viel Alkohol und Koks so richtig Mist: Eine Prostituierte stirbt bei zu heftigem Sex im Bad. Boyle (Christian Slater), ein geborener Psychopath und Führer, kann die Jungs fast komplett überzeugen, die ganze "Sache" irgendwo in der Wüste zu vergraben. Diesem einfachen Plan steht zwar noch ein Sicherheitsmann aus dem Hotel im Wege. Doch wo eine Leiche im Koffer Platz hat ist sicher auch Raum für eine zweite, notfalls muß die Stichsäge noch mal ran. Nach einigen Problemen mit dem Leichenpuzzlen und religiösen Anstandsfragen geht es wieder im Minivan nach Hause.

Dort zerrt die bevorstehende Hochzeit an den Nerven aber das Schuldgefühl läßt Familienvater Adam (Daniel Stern) als ersten ausflippen. Schnell beginnen die Mörder sich selbst zu eliminieren und ein Ende ist nicht abzusehen.

"Very bad things" ist extrem blutig, grausam und makaber. Der Humor tiefschwarz mit schönen bunten Bildchen und exzellent auf die rauhen Songs geschnitten. Grausamkeiten als Lachnummer? Weniger verspricht der Titel ja auch nicht: Ziemlich üble Dinge. Und reihenweise unpassende Lacher genau im richtigen Moment. Wer "Verrückt nach Mary" zu rauh, geschmacklos oder gar nicht komisch fand, muß hier entsetzt sein. Wer damals "zu nett" sagte, sollte es mal mit dieser Bloody Mary versuchen. Im Vergleich zu dem nur frech tuenden "Opposite of Sex" ist das hier wirklich konsequent!

Denn diese kleinen Morde unter Freunden bieten Zynismus pur. Während in der flotten Top Shot-Montage die Leichen zersägt werden, grinsen die Stars von den Wandbildern der Vegas-Suite herunter. Beim wiederholten Verbuddeln von Körperteilen in der Wüste singt die Tonspur auf Mexi-Amerikanisch "Let's have more fun" und die Wischblenden schunkeln dazu.

Anfangs nervt die hohlköpfige Ziege Laura Garrety (Cameron Diaz), die nur Tischdeckchen-Bordüren, Tortengüsse und Sitzordnungen im Kopf hat, ganz extrem. Dann erweist sich all das mörderische Getue nur als fast unbedeutende Fußnote der Hochzeit. Und allein für diesen einen Moment, in dem die Braut ihr wahres Gesicht zeigt, lohnt das ganze dümmliche Vorspiel dieser Figur. Der Wahnsinn amerikanischer Hochzeiten mit Probelauf zu vollen Kosten und Wiederholung ein paar Jahrzehnte später zeigt hier seine häßliche, blutige Fratze - selbstverständlich in strahlendstem Weiß!

Die Frage "Wofür das alles?" bekommt eine Antwort und endlich, endlich, endlich ist es nicht die heuchlerische Familienseligkeit Hollywoods. Nach all diesen "sehr üblen Dingen" (deutsch für "Very bad things") bildet das wahnsinnige Finale einen nicht Behinderten-gerechten Höhepunkt der Gemeinheit. Es endet mit dem Flug über eine der typischen, amerikanischen Suburbs und endlich wissen wir, was hinter dieser Fassade für unglaubliche Geschichten stecken.

Das hervorragende, emotionsgeladene Ensemblespiel baut auf eine Besetzung mit dem Mittlerweile-Star Cameron Diaz und vielen sehr bekannten Gesichtern, dessen Namen man sich aber trotzdem nie merkt: Cristian Slater produzierte selbst mit, Daniel Stern war schon in Soderberghs "Schizophrenia" seltsam, Jeanne Tripplehorn zeigt sich schlagfertig. Mehr als das Sahnehäubchen, ein richtige guter Schwungmacher ist der gute, dreckige Soundtrack etwa mit Lip Bizkits herrlich übler Version von George Michaels "Faith".


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

realisiert durch
Ein Service von
arena internet service
FILMtabs-Logo