Verhängnis

(Damage) GB/Fr 1992, Regie: Louis Malle, 110 Min.

Ein schneller Blick, eine kurze Verabredung und eiliger, wortloser Sex sind die ersten Überraschungen in Louis Malles neuem Film, dessen deutscher Titel "Verhängnis" nicht die Assoziationsfülle des englischen "Damage" (Beschädigung) wiedergibt. Der hochrangige Politiker Dr. Stephen Fleming (Jeremy Irons) und die Freundin seines Sohn, die junge, knabenhafte Anna Barton (Juliette Binoche), treiben mit ihrer obsessiven Affäre ein so riskantes Spiel, daß selbst die psychologische Grundierung der Handlung leidet. Flemings Verhältnis zu seiner Ehefrau erscheint bedeutungslos alltäglich; obwohl Anna sich nur passiv hingibt, scheint auch sie von ihren Gefühle zu einen Doppelleben verdammt. So werden immer wieder zügellose Szenen in den Alltag eingeschoben, der seinerseits immer mehr Informationen zu der verhängnisvollen Situation bietet.

Die deutsche Stimme der Juliette Binoche - zu hart, zu stark - erschwert die Glaubwürdigkeit ihrer Figur. Wenn diese selbstverschuldeten Klippen des Films ohne abweisendes Kopfschütteln umschifft werden, läßt sich das "Verhängnis" bis zum Ende ernstnehmen. Dann bedarf es auch nicht mehr der aufgesetzten Verständnishilfe durch Stephen Fleming, der seine Erkenntnis bekanntgibt, das Leben sei doch nicht kontrollierbar. Steht seine Perspektive der Leidenschaft anfangs zentral, gewinnen Annas Triebe später vor einer inzestverdächtigen Konstellation tragische Konturen. Im direkten Vergleich zu "Milou en mai" wirkt das thematisch anders angesiedelte "Verhängnis" allerdings eindimensional.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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