Vergiss Amerika

BRD 2000 (Vergiss Amerika) Regie Vanessa Jopp, 90 Min.

... und auch den amerikanischen Film kann man größtenteils vergessen, wenn man so Hervorragendes aus deutschen Landen aufgetischt bekommt.

Ein graues Dorf in Deutschland: Benno (Roman Knizka) träumt davon, dicke Amischlitten zu verkaufen. David (Marek Harloff) weiß nicht richtig, was er machen will, aber irgendwann kann er seine Liebe zu Anna (Franziska Petri), Benno Freundin, nicht mehr verstecken. Benno und David sind zwei Freunde, der eine Soldat, der andere Zivi. Irgendwann repariert Benno für Polen geklaute Autos. Nur David hat etwas Durchblick, es ist ja auch seine Geschichte. Doch er ist verliebt, was ihn frustriert und bitter macht. Viel gesoffen hat er schon immer.

Die Situation ist mies. "Hier ist doch nichts" - ein passender Spruch. Selbst Davids Mutter kauft die Artikel für die eigene Drogerie im Supermarkt ein. Der Fotoladen hat gegen die Automaten, die schlechte Bilder in Serie rauswerfen, keine Chance. So bleibt David nur ein Horrorjob in der Fischabteilung des Einkaufsparadieses, das alle anlockt und sie gleichzeitig arm macht. Schnell sind sie weg, die Träume, die wenig später nur noch Ballast und Grund zum Spott bedeuten. Die Beziehung zwischen Benno und Anna ist von seinen Ekelhaftigkeiten geprägt. Ihre Schauspielausbildung war anscheinend nur dafür gut, um jetzt einen Porno zu synchronisieren. "Wir sind nicht in Amerika, wir sind im Osten!" lautet der andere Satz, der den Film beschreibt.

Diese Dreiecksgeschichte in der Provinz des Ostens ist kein "Jules und Jim", denn vor der real existierenden Wiedervereinigung wirkt jede Romantik deplaziert. Auch ohne große (Gefühls-) Panoramen ist "Vergiss Amerika" ein toller Film, weil großartig Ýgespielt, weil er in Vorder- und Hintergrund etwas erzählt. Von einem Leben mit wenig Hoffnung, von einem Dorf, von einer gesellschaftlichen Situation, die furchtbar wenig mit blühenden Landschaften zu tun hat. (Vielleicht fehlt es ja dort an Bimbes-Dünger.) Trotz der sozialen Kritikerstichworte Arbeits- und Perspektivlosigkeit bleibt "Vergiss Amerika" ein junger, lebendiger Film. Dem Kinodebüt von Vanessa Joop gelingt es, locker und originell zu erzählen. Die Story fließt, der Film gelingt inklusive der sehr schönen, letzten Szene, die das offene Experiment eines gemeinsamen Weges darstellt.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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