Verflucht

USA 2004 (Cursed) Regie: Wes Craven mit Christina Ricci, Joshua Jackson, Jesse Eisenberg 99 Min. FSK ab 16

Verflucht noch mal, hört es denn nie auf mit diesen Horrorfilmen? Doch der Teufel oder Dämon oder Freddy Krueger steckt im Detail und diesmal sorgt Wes Craven, ein Altmeister des Genres, für gewissen Reiz bei der Fließbandproduktion von Leichen. Zudem zeigt dieser "Werwolf in Hollywood" Christina Ricci von einer anderen gespenstigen Seite ...

Schrecklich viel Blut wird direkt in der ersten Szene prophezeit - na dafür haben wir ja gezahlt. Und wie erwartet geht es weiter: Eine nächtliche Auto-Kollision mit etwas Großem führt zu einem Unfall. Ellie und ihr kleiner Burder Jimmy kümmern sich um das Unfallopfer, aber ein Biest schnappt sich die gerade Gerettete ... und das will ausnahmsweise nicht "nur spielen". Zuhause verhält sich Jimmys Hund Zipper seltsam und schon zieht ein Gewitter auf. Wind heult, der Hund bellt, dazu der geübt gespenstige Blick von Christina Ricci ("Addams Family", "Sleepy Hollow"), das sieht schon schön schaurig aus!

Ein Albtraum von blutigen und bissigen Szenen, die üblichen Verdächtigen und weitere Opfer lassen darüber rätseln, wer denn jetzt vom welchem Wolf gebissen wurde. Aber Ellie glaubt den Befürchtungen ihres Bruders nicht, sie hat erst einmal nur Angst vor einer Beziehung. Regisseur Wes Craven ("Nightmare on Elmstreet", "Scream") hält die Kreatur nur ein paar Momente versteckt, inszeniert routiniert spannend eine enge und ängstliche Szene in Aufzug. Der intellektuelle Horrorfilmer, der schon seinen Albtraum Freddy Krueger postmodern auferstehen ließ, variiert die Werwolf-Geschichte und siedelt sie in der Medienwelt Hollywoods an. Denn Ellie arbeitet beim Fernsehen - selbstverständlich in einer Late Show, wo es nach Feierabend immer schön dunkel ist.

Will uns "Verflucht" nun erzählen, das die Medien-Fuzzies Vampire sind, die uns alle aussaugen? Das würde auch Noam Chomsky gut gefallen. Und wir denken über das Quäntchen Mehrwert nach, ebenso über die didaktisch wertvoll behauptete Verwandtschaft von Vampirismus (siehe "Blade") oder Werwölferei mit Aids. Man kann sich auch an einigen Randbemerkungen erfreuen: Die Kuckucksuhr mit Rotkäppchen und dem bösen Wolf oder das Nick Cave-Plakat ("Little Red Riding Hood") verweisen auf den Mythos im Märchen. Ein paar Referenzen zur Filmgeschichte und zum Genre starren uns in der Themenbar "Tinsel Club" entgegen. Im Fernsehstudio ironisiert ein Peta-Poster den Schutz der Tierfelle. Ist ein Werwolf-Mantel bei den Amis politisch inkorrekt? Auf der Kostüm-Party darf der Wolf ebenso wenig fehlen wie nachher in der gefährlichen Tiefgarage. Craven präsentiert eine fast antiquarische Kreatur, deren Verwandlung zwar digital erfolgt, doch trotzdem an das StopMotion-Verfahren von Ray Harryhausen erinnert. Exzellent von Ricci gespielt, ist die Metamorphose auch eine Verführung, ein langer Kampf gegen sich selbst und gegen die inneren Triebe.

Craven und seinem Autor Kevin Williamson gelingen tatsächlich ein paar Überraschungen. Man lernt: Männer sind Tiere, Frauen Biester. Und dass Craven nicht immer Meisterwerke oder Wendepunkte der Genreentwicklung liefert. Ab und zu macht er nur routiniert gute Unterhaltung.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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