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Verborgenes Feuer

USA/Großbritannien 1997 (Firelight) Regie und Buch William Nicholson, 103 Min.

Leihmutterschaft ist kein modernes Problem - schon Miss Laurier (Sophie Marceau) verkraftete in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert nicht die Trennung von ihrer frischgeborenen Tochter, die sie aus Geldmangel mit einem anonymen Adeligen zeugte. Erst nach sieben Jahren intensiven Leidens und Suchen kommt Miss Laurier wieder in die Nähe ihrer Tochter - heimlich als Gouvernante, von denen das antiautoritär verzogene Gör Louisa (Dominique Belcourt) schon drei in diesem Jahr verschlissen hat! Vater und Hausherr Charles Godwin (Stephen Dilane) ist entsetzt als er entdeckt, wer jetzt seine über alle Maßen geliebte Tochter erzieht. Nur Lauriers erstaunlichen Fähigkeiten mit der schier unerträglichen Louisa verhindern einen sofortigen Rausschmiß.

FreundInnen melodramatischer Kostümkunst könnten schon bei der Beschreibung zum Tempotuch greifen, doch Nicholsons Film gelangt zu ganz eigenen Qualitäten: Intensiv und fern vom Kitsch durchleben die in enge gesellschaftliche Korsette gezwängten Menschen ein gemeinsames Drama. Unaufdringlich zeigt sich das Frauenleben dieser Epoche als Gefängnis, in dem nur die Lektüre einen kleinen eigenen Bereich eröffnet. Die Umgebung spielt ihren eigenen, wichtigen Part: Durch das bescheidene Landschloß des Schafzüchters Godwin zieht spürbare Kälte. Das Mausoleum um die komatöse Hausherrin, der strenge Kalvinismus Godwins und unverschuldeter Geldmangel verdüstern das Leben. So wie sich die Gesellschaften in der Nähe der spärlich beheizten Kamins versammeln, kristallisiert sich Menschlichkeit in der Umgebung der Miss Laurier heraus. Es ist ein Kampf zwischen Wärme des Kaminfeuers (engl: Firelight) und der unterkühlten Gesellschaft. In einem hochdramatischen Moment rettet Miss Laurier die noch nicht eingeweihte Tochter Louisa aus einem zugefrorenen See - ein Symbol für den unbedingten Einsatz einer klugen, emanzipierten Mutter. Und auch die grausame Wende im Verhältnis zwischen Godwin und Laurier wird ganz einfach durch - physikalische - Kälte herbeigeführt.

Dem Drehbuchautor von "Shadowlands" und "Nell", William Nicholson, gelang ein bewegender Film über Menschen und ihre tiefsten Gefühle. Neben den bewundernswerten Leistungen von Sophie Marceau und Stephen Dillane fesseln auch schmeichelnd poetische Bilder, die schon im nächsten Moment in gefühlskalte Härte umkippen können.


Eine Kritik von Günter H.Jekubzik

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