Vater und Sohn

BRD, NL, Fr 2003 (Otets i syn) Regie: Alexander Sokurov mit Andrej Shchetinin, Alexej Neymshew, Alexander Razbash, Marina Zasukhina 84 Min.

In einem Zustand zwischen Traum und Erwachen spielen, raufen, reden, schweigen Vater und Sohn. Beide sind Soldaten, sich ihres Körpers bewusst, es gibt ganz lange intensive Szenen - wie zwischen einem Liebespaar. Vater und Sohn turnen in einem fast impressionistischen Set zwischen den Dächern hoch über der Neva. Große Dramatik braucht es hier nicht, der Sohn muss mit einer beendeten Beziehung kämpfen, der Vater wird an Kriegswunden erinnert. Es herrscht in ausgesuchten Settings eine Harmonie, die man selten erlebt. Alles ist wunderbar gelungen, Bilder, Dialoge, der sanfte Soundtrack, wie der Junge sein gebrochenes Herz ausdrückt, fragt, ob das noch oft geschehen wird. Die Antwort des Vaters: "Das wird ein Leben lang passieren". Die beiden Petersburger sind geistreich, gebildet, sensibel, bemerken etwa, dass die Geschichte vom verlorenen Sohn falsch sei. Es sind immer die Väter, die verloren sind. Die Söhne kennen nur einen Weg, den einen, den sie vor sich sehen.

Der russische Meister Sukurov hat wieder wie bei seinen Elegien Farben und Bilder verflacht, verzerrte Winkel, milchiges Licht und der Weichzeichner verstärken die Traumstimmung. Nach einem seltsamen Hitlerfilm und der wenig offenen "Russian Arc" hat der große Petersburger wieder zu der großen Kraft seiner Kunst zurück gefunden. Nach "Mutter und Sohn" ist dies der zweite Teil seiner Familien-Trilogie.

Die internationale Kritikervereinigung FIPRESCI wählte Sukurovs wunderschöne Freundschaft zwischen "Vater und Sohn" 2003 zum Besten Film des 56. Festivals von Cannes.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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