Vanity Fair - Jahrmarkt der Eitelkeit

GB, USA 2004 (Vanity Fair) Regie: Mira Nair mit Reese Witherspoon, Eileen Atkins, Jim Broadbent 141 Min. FSK ab 6

Mit "Monsoon Wedding" gelang der in den USA ausgebildeten Regisseurin Mira Nair ein quirliges, amüsantes und tief blickendes Porträt einer indischen (Hochzeits-) Gesellschaft. Nun wendet sich die Inderin dem britischen Romanklassiker "Jahrmarkt der Eitelkeiten" von William Makepeace Thackeray zu, in dem Indien nur eine ferne Hoffnung ist, Möglichkeit zur Flucht für eine, die an den Rangordnungen der Gesellschaft leidet.

Redegewandt, wohl erzogen und frech macht die verarmte Waise Becky (Reese Witherspoon) ihren Weg in die Londoner Gesellschaft um das Jahr 1820, um wieder von ihr verstoßen zu werden. Mit der Ausbildung eines Mädchenpensionats darf sie kurz bei ihrer Freundin Amelia (Romola Garai) das süße Gesellschaftsleben genießen. Dann steht sie um Regen und wird als Gouvernante beim verarmten Landadel angestellt. Aus dieser Kulturlosigkeit rettet sie die reiche, zynische Erbtante Matilda (Eileen Atkins) und nimmt die überglückliche Becky mit nach London. Heimlich heiratet die Gesellschaftsdame den Neffen Rawdon (James Purefoy) Amelias, der allerdings darauf von seiner Tante enterbt wird.

Im engeren Kreis von Freundinnen und Verwandten scheitern die Ehen an den falschen Arrangements aus Geld und Gefühl. Auch Becky schlägt sich vor allem tapfer durch, während ihr Mann mit dem geringen Mitteln spielt. Und endlich stehen sich die Frau und der düstere Marquis von Steyne (Gabriel Byrne) gegenüber. Von Steyne kaufte schon ihrem Vater ein Porträt der Mutter ab und immer wieder kreuzten sich die Wege der Aufsteigerin und des satten Adeligen. Jetzt bietet er ihr an, wieder einen Platz in der besseren Gesellschaft zu bekommen. Becky nutzt das Entré mit Klavier-, Sanges- und Tanzkünsten, begeistert sogar den König, aber dann will Steyne seinen Lohn ...

"Vanity Fair" erreicht niemals die Intensität von historischen Dramen wie "Sinn und Sinnlichkeit" oder "Howards End". Es ist ein detailreiches Historiengemälde, aber man bleibt außen vor. Anteilnahme erzwingt der Film nur in ganz wenigen dramatischen Momenten über den Verlauf der zwanzig Jahre. Regisseurin Mira Nair nutzt wirklich jede Gelegenheit, indische Würze in die Kriegswirren, Liebesirrungen und -Dramen der etwas blutarmen englischen Society zu bringen. Nur gibt der Verlauf dazu wenig sinnvolle Gelegenheiten. Angenehm ist am Rande das Spiel von Reese Witherspoon zu sehen, die den schweren Gesellschaftsstoff mit der gleichen Leichtigkeit meistert wie ihre Dummchen-Rolle in "Natürlich Blond". Wirkliche Ausstrahlung haben jedoch Akteure aus der zweiten Reihe: Ein zurückhaltend kommentierender Gabriel Byrne und als gemeiner Schönling und Herzensbrecher Rhys Ifans.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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