The Village - Das Dorf

USA 2004 (The Village) Regie: M. Night Shyamalan mit Bryce Dallas Howard, Joaquin Phoenix, Adrien Brody 108 Min. FSK ab 12

Code Red

Es herrscht höchste Alarmstufe: Der Feind lauert da draußen, kann jeden Moment zuschlagen. Man errichtet scharfe Kontrollen, versteckt sich in Kellern. Nein, dies ist keine aktuelle Schilderung der Terror- und Panikmache von Bush & Co. Dies ist das neueste Szenario von Grusel-Meister M. Night Shyamalan: Mit viel weniger Schrecken als der Trailer fürchten lässt, führt der Regisseur von "The Sixth Sense" ein Dorf im Würgegriff der Angst vor.

Man trauert in dem kleinen Dorf in Pennsylvania: Neben dem frischen Grabstein mit der Jahresangabe 1897 liegt ein jammernder Mann, die Gemeinschaft steht in seltsamer Distanz. Auch der Leichenschmaus erfolgt unheimlich gefasst und der Grund macht sich plötzlich hörbar: Schaurige Rufe aus dem umliegenden Wald lassen die Stille erstarren. Man lebt eine vorsichtig stille Harmonie, erlaubt sich auch mal ein kleines - magisch gefilmtes - Tänzchen beim Fegen der Veranda. Doch dann bricht ein Pflänzchen aus dem Boden, seine Blüte ist rot! Rot, die böse Farbe, steht in Zusammenhang mit denen, "von denen man nicht spricht". Den Waldbewohnern, die mit Opfergaben friedlich gestimmt werden. Wehe aber, wenn jemand ihrem Bereich zu nahe kommt, dann suchen sie nachts das Dorf heim ....

Wie eine erstickende Decke liegt der graue, neblige Himmel Pennsylvania über dem Dorf. In der Nähe liegt auch Salem, es ist die Gegend der "Hexenjagd", restriktive Gesellschaften, unterdrückte Leidenschaften. Alle Gefühle, das ganze Leben ist bestimmt von einer unheimlichen Bedrohung aus den umliegenden Wäldern.

Und mittendrin eine zarte Liebesgeschichte, der mutige, entschlossene Lucius (Joaquin Phoenix) ist unausgesprochen immer für die blinde Ivy Walker da. Er wäre auch bereit, das Gesetz zu brechen, um "in den Städten" hinter dem Wald Medizin zu ihrer Heilung zu besorgen. Doch das Schicksal hat wieder tief in seiner unergründlichen Kiste der Gemeinheiten gekramt und letztendlich wird es ausgerechnet Ivy (Bryce Dallas Howard) sein, die ohne zu sehen den Wald durchqueren will ...

Es ist ein packender Konflikt wie in der griechischen Tragödie. Das hergebrachte Gesetz der Götter steht gegen die individuelle Entscheidung was gut und was schlecht sei. Das Interesse des Einzelnen scheinbar gegen das Wohl der Allgemeinheit. Doch was sich bei M. Night Shyamalan hinter dem Wald, dem Schein verbirgt, bringt die uralte Konstellation in ein neues Licht, gibt ihr eine sehr aktuelle, politische Dimension. Ganz anders als bei den äußerst den äußerst trickreichen "The Sixth Sense", Unbreakable" und dem ärgerlichen "Signs " funktioniert hier die Überraschung nicht um ihrer selbst willen. Sie wirft in eine Welt anderer Sichtweisen, entlässt das Denken und die Angst aus der Schattenwelt. Dabei mag die Erweiterung persönlich als ein Lehrstück zum Umgang mit Trauer und Angst, oder auch politisch zur Machtkonstruktion von Angst aus Trauer gesehen werden. Schon in diesem Zusammenhang ist der Mikrokosmos "Dorf" genial.

Dazu realisierte Kameramann Roger Deakins wunderbare, sanft schöne Bilder und die Darsteller sind exquisit: Als Dorfoberster William Hurt, in dessen Namen der Schmerz ebenso steckt wie in jeder seiner vielen Falten. Cannes-Sieger Adrian Brody ("Der Pianist") ist als Dorftrottel kaum wieder zu erkennen, aber erneut genial! Eine weitere Überraschung liefert die junge Darstellerin der Ivy, Bryce Dallas Howard, Tochter von Regisseurs Ron Howard.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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