Untreu

USA 2002 (Unfaithful) Regie Adrian Lyne Mit Richard Gere, Diane Lane, Olivier Martinez 124 Min. FSK ab 16

Richard Gere in einem Remake eines französischen Erfolges - wer denkt da nicht gerne an "Breathless" (nach Godards "Außer Atem") von Jim McBride zurück, einer der schlimmsten Filmverwurstungen und miesesten Rollen Geres? Nun in "Untreu", einem Remake von Leidenschaft und Eifersucht nach Chabrols "La femme infidele", ist alles ganz anders ... schlimm.

Es ist Constance Sumner (Diane Lane) anzusehen, wie sie der Alltag erstickt. Ihr Lächeln wirkt müde, obwohl Ehegatte Edward (Richard Gere) ein perfekter Partner ist und auch der neunjährige Sohn ganz erträglich wirkt. Ein fast surrealer Sturm weht Constance in den Straßen New Yorks mit dem jüngeren, sexy Franzosen Paul (Olivier Martinez) zusammen. Eine Affäre entflammt und köchelt dann ohne Reiz und Erotik vor sich hin, bis Edward sein Misstrauen bestätigt fühlt. Es folgt der ganz normale Ablauf solcher Seitensprung-Geschichten: Edward besucht Paul, sie trinken Wodka, Edward erschlägt Paul ...

Ist es die pure Verzweifelung darüber, dass die Geschichte von "Untreu" nicht funktionieren will? Oder meint da wirklich jemand, mit solchen drastischen Dramatisierungen die inneren Vorgänge von Eifersucht, Vertrauensbruch, Lüge und Betrug abbilden zu können? Es ist das Grundkonzept von Adrian Lyne ("Flashdance", "9 1/2 Wochen", "Fatal Attraction", "Lolita"): Immer zu grob, zu deutlich, zu plakativ. Er fällt nicht nur bei den erwarteten Erotikszenen mit der Klotür ins Haus, er stellt für die Spannung immer noch brodelnde Kochtöpfe ins Bild, während sich parallel die bedrohte Familie abspielt. Auch wenn das Kaninchen aus "Fatal Attraction" wohl nicht mehr im Topf steckt, ist das ebenso abgeschmackt wie abgestanden.

Die plakative Ekstase läuft diesmal ohne Oliven ab, dafür mit Olivier Martinez ("Der Husar auf dem Dach"), der nix anderes als sexy sein darf. Diane Lana muss das Weibchen geben, das in der Nähe eines verführerischen Franzosen-Jüngelchens nicht mehr rechts und links unterscheiden kann. Recht und Unrecht sowieso nicht, deshalb ist sie zögernd, hemmungslos und reumütig - nacheinander! Ein dramaturgisches Armutszeugnis, denn nur das Miteinander widersprüchlicher Gefühlslagen hätte Spannung in die Seitensprung-Routine gebracht. Richard Geres Betrogener hält sich leidend zurück und begeht dann einen Mord, den man sich so amateurhaft im Kino nicht gefallen lässt. Geres anspruchsloseste Rolle seit langem! Man könnte ihm glatt untreu werden.

www.unfaithfulmovie.com


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

realisiert durch
Ein Service von
arena internet service
FILMtabs-Logo