Unter dem Sand

Fr 2000 (Sous le sable) Regie Francois Ozon, 90 Min.

Ein schöner Tag an der französischen Atlantikküste. Der Mann geht schwimmen und kommt nicht wieder. Marie wacht nach einem Nickerchen in der Sonne auf, sucht Jean, lässt ihn suchen, kehrt schwer bepackt zurück ins Ferienhaus.

Wieder in Paris führt die reife Literaturdozentin ihr gewohntes Leben weiter, gibt Vorlesungen, isst bei Freunden, kehrt heim - zu ihrem Mann. Wie ein Phantom beherbergt sie ihn in der Wohnung, lässt ihn, dessen Leiche nie gefunden wurde, nicht aus ihrem Herzen, ihrem Leben.

Es ist ungemein faszinierend, wie die starke und intelligente Frau ihren Wahn verfolgt. Völlig selbstverständlich lebt sie mit einer Erinnerung. Erst als einer der jungen Rettungsschwimmer aus dem Sommer in ihrer Klasse auftaucht, die Geldsorgen eine Anerkennung des Todes erfordern und ihr ein Liebhaber den Hof macht, beginnt ein Kampf um die Realitäten.

Nach der schwarzen Familiensatire "Sitcom", dem Psycho-Thriller "Les amants criminels" und der seltsamen Fassbinder-Verfilmung "Tropfen auf heiße Steine" macht Ozon wieder in einem ganz anderen Genre auf sich aufmerksam. Er beginnt mit einer raschen, sehr rationellen Anfangsmontage. Dann konzentriert sich der besondere Film auf den langen Abschiedsprozess der zurück gebliebenen Frau. Charlotte Rampling spiegelt auf fesselnde Weise die innere Verfassung Maries nach außen. Ihre Zeichnung ist sehr fein und vor allem völlig glaubhaft - selbst wenn der verstorbene Jean ihr und dem neuen Liebhaber im Schlafzimmer zuschaut.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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