Unleashed - Entfesselt

Frankreich, Großbritannien 2004 (Danny the Dog) Regie: Louis Leterrier mit Jet Li, Bob Hoskins, Morgan Freeman 102 Min. FSK ab 16

Humanistischer Haudrauffilm

Luc Besson erweist sich als meisterhafter Mixer von Erfolgskonzepten: Die "Taxi"-Reihe eroberte von Frankreich aus Hollywood. Und nun bringt er den asiatischen Actionstar Jet Li nach Schottland zu einem amerikanischen Pianostimmer. In Glasgow prügeln sich unmenschliche Ausbeuter und humanistische Kulturmenschen. Kann das gut gehen?

Danny (Jet LI) ist die optimale Kampfmaschine für den Geldeintreiber Bart (Bob Hoskins), damit der seinen weißen Anzug nicht blutig macht: Infantil, autistisch, keine Verbindung zu Emotionen. Ein Halsband konditioniert den Ziehsohn Barts wie einen Hund - "Hol ihn dir!", "Bring ihn um!" Das funktioniert ganz gut bis der Kaspar Hauser des Kampffilms plötzlich ganz real die Verkörperung verschütteter Kinderträume vor sich sieht: Ein Piano! Der blinde Klavierstimmer Sam (Morgan Freeman) macht den wortkargen Gast direkt zum Gehilfen, wobei dieser glatt vergisst, dass er noch einen säumigen Zahler zu Brei schlagen muss. Als er dann Bart von einem noch brutaleren Gegner geplättet und durchlöchert wird, nutzt Danny die Freiheit, um zum sanften, gütigen Sam und dessen redseliger Stieftochter Victoria (Kerry Condon) zu ziehen. In der neuen Umgebung aus Liebe, Kultur und Bürgerlichkeit taut der kickende Killer auf, lässt sich gar sein Halsband abnehmen. Doch irgendwann sind auch Barts Handlager wieder da ...

Ein seltsamer Filmmix, der in seiner Verbindung zweier Welten etwas an Bessons "Léon" erinnert, aber viel mehr auseinander fällt. Da gibt es die grauen, rasant geschnittenen
Knochenbrechereien, die aggressiven Fight Club-Szenen. Und dann in langen action-freien Sequenzen die lustigen, lieblich warmen Familienmomente, in denen Danny vom Pitbull zum Mensch wird, im Klavier-Duett zu Victoria findet. Doch zuerst isst, musiziert, lebt Danny unterm Bett. Kaspar Hauser zwar, aber platt und komisch.

Doch am meisten leidet der divergente Film unter dem Dilemma, das seine Grundidee hervorbringt: Die Action vom "Transporter"-Regisseur Louis Letterrier mit der gekonnten Luc Besson-Handschrift knallt brutal gut rein. Der Humanismus mit dem Abziehbild des weisen alte Manns (Freeman) und einer simplen bürgerlichen Gemütlichkeit kann da nicht mithalten. Damit wird man keine Action-Fans zum Gefühlskino verführen können und alle anderen wollen nicht SO viel Blut sehen. Zudem wirkt Jet Li schauspielerisch überfordert und zu alt für diese Rolle.

Das fünfte Element im Film spielt übrigens der Soundtrack "Danny the Dog" von Massive Attack, der schon lange auf den Film neugierig machte. Erstaunlich wie gut der Triphop-Sound passt.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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