Und Camper, die keine sind

 

BRD 1999, R: Heiko Fischer, Torsten Lohrmann

Millieustudien aus Aachen

Im Alltag sieht man es ihm ja nicht an, daß er Camper ist aber sobald er sich auf dem Campingplatz aufhält, ist es ein Völkchen für sich. " Jeder, der schon einmal auf einem Campingplatz übernachtet hat, kennt sie wohl, die umzäunten, aufgebockten Wohnwagen, die eher Schrebergartenhütten oder gar Einfamilienhäuschen gleichen als mobilen Behausungen für unterwegs. Im Sommer des letzten Jahres besuchten die Filmemacher Heiko Fischer und Torsten Lohrmann mit Co-Autorin Andrea Pittlik mehrere Plätze für Dauercamper in NRW, um etwas über den Reiz dieser "Freizeitwohnform" in Erfahrung zu bringen. Zunächst entstand eine fünf-minütige Kurzdoku, die im Januar im TV-Magazin "Auto, Motor und Sport TV" des Kölner Senders VOX zu sehen war. Jetzt ist die 30-Minuten-Fassung fertig. Während die Kamera durch das Reich der Dauercamper fährt und darüber hinweg schwenkt, liebevoll gepflegte und gehegte Details wie Gartenzwerge, Pallisadenzäune, Wohnwagenverkleidungen und Satellitenschüsseln zeigt, erzählen die Bewohner dieser Welt von Freiheit, Kameradschaft, Garten- und Gartenzwergpflege und davon, was die richtigen und die echten Camper von denen unterscheidet, die eigentlich gar keine Camper sind. Dabei wird schnell klar, daß es mit der vielbeschworenen Freiheit, die nicht nur immer die Freiheit des anders campenden ist, nicht sehr weit her ist. Nicht bloß die kurzfristigen Besucher sind von den Dauercampern gehaßt - "Lieber Gott schick Regen und Wind, nur keine, die keine Camper sind"; auch der Nachbar, der seine Parzelle abweichend gestaltet, erzeugt starke Emotionen. Nicht nur die Montage und die sorgfältig ausgewählte Musik kommentiert und entlarvt raffiniert, auch die Interviewten selbst geben Einblicke in die Mentalität der Dauercamper, die, so amüsant alles auch ist, hin und wieder ein leichtes Schaudern aufkommen lassen.


Eine Kritik von Florian Rieger

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05.10.1999