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Überleben!

USA 1992, (Alive) R: Frank Marshall, 126 Min.

Vor der Schlagzeile auf die Leinwand, so lautete vor Jahrzehnten das Erfolgsrezept eines großen Hollywood-Produzenten. Die Schlagzeile im aktuellen Fall war vor zwanzig Jahren: "Überlebende nach Flugzeugabsturz verspeisten die tiefgefrorenen Opfer". 1972 stürzte in den Anden eine kleine Maschine mit einer Rugby-Mannschaft und einigen Angehörigen ab. Nach dem einleitenden Close-Up eines erzählenden John Malkovich knallt das Flugzeug mit einem heftigen, extrem detailliert dargestellten Crash in die ergreifende Handlung. Im Anschluß an diese blutige Angelegenheit gilt die Konzentration meist den Emotionen und Entwicklungen der auf einem Lawinenfeld in 3500 Meter Höhe Gestrandeten. Zwar sitzen die Figuren wortwörtlich in der gleichen Kiste wie die "Airplane"-Passagiere, doch die packende Dramatik ergibt sich nicht aus dem üblichen Katastrophenflug-Logbuch. Interne Machtkämpfe, Hilfe und Mitleid, aufkeimende und durch eine Lawine zerschmetterte Hoffnungen bestimmen den Ablauf. Der Weg zum lebensrettenden Kannibalismus führt über eine ernstzunehmende Diskussion (die einige Völker gar nicht nötig hätten). Glaube und Religion spielen eine große Rolle. Regisseur Frank Marshall (Arachnophobia) setzt immer wieder kleine Schockmomente ein und nutzt auch die Möglichkeiten des Bergfilms.

Bei all diesen positiven Aspekten, bei der guten Kamera von Peter James und ihren schönen Landschaftsaufnahmen, beim immer straff gehaltenen Spannungsbögen, bleibt "Überleben!" nach Piers Paul Reads Bestseller natürlich eine Geschichte, die von geballtem Leid lebt. Dabei ist sie dem "Flug des Phoenix" (1956) viel näher, die nachfolgende Flutwelle einfältiger Katastrophenfilmchen.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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