Die Unglaublichen - The Incredibles

USA 2004 (The Incredibles) Regie: Brad Bird 115 Min. FSK ab 6

Peter Greenaway forderte kürzlich, dass digitale Animationen nicht nach möglichst viel Realismus streben sollten - denn hätten wir doch schon! Stattdessen wünscht er sich so viel Irrealismus wie möglich. Zwischen diesen Stühlen sitzen "Die Unglaublichen", die animierten Superhelden von Disney und Pixar. James Bond-Parodie mit Overdrive, Trickfiguren mit Seele, Familiengeschichte mit Witz. Aber vor allem: Mit viel Spaß!

Wer soll das bezahlen? Das fragt man sich bei Actionfilmen öfter. Die "Helden" retten auf Teufel komm raus, die Trümmerhaufen müssen danach vom Steuerzahler beseitigt werden. Das reicht ihm und so schickt er all die Superhelden nach Hause, verpasst ihnen eine neue geheime Identität und verbietet ihnen, die Welt oder irgendwas anderes zu retten.

In Folge quetscht sich der bärenstarke Mr. Incredible als Bob Parr in den grauen und engen Büroalltag eines Versicherungsagenten. Seine Frau Helen Parr - Ex-Elastigirl - kümmert sich zuhause um die Kinder. Und die scheinen am meisten unter der Anonymität zu leiden: Junior Flash kann dem Lehrer so schnell Reißzwecke auf den Stuhl legen, dass selbst die Überwachungs-Kamera es nicht sieht. Aber beim Sport darf er nie Erster werden. Die unsichere Violetta leidet am Teenager-Syndrom, niemand sieht sie. Vor allem nicht der nette Typ aus der Schule. Und das liegt nicht daran, dass Violetta sich unsichtbar machen kann. Es ist ein Leid mit diesen Superkräften, wenn man sie nicht anwenden darf.

Deshalb geht Mr. Incredible fremd mit neuen Aufträgen, trainiert die überflüssigen Pfunde ab und zwängt sich in einen modernen Superhelden-Anzug. Doch hinter den neuen Herausforderungen steckt ein alter Bekannter mit bösen Plänen. Nun muss die ganze Familie zusammen stehen und kämpfen. Die geballte Familienpower garantiert wilde witzige Action, die "Spy Kids" wie eine Pfadfindertruppe aussehen lässt.

Wenn es auf die tropische Insel des Gegners geht, taucht man in die Gefilde alter Bond-Filme ein. Nur dass der Zeichentrick alles noch viel fantastischer aussehen lässt, sowohl die Natur als auch die technischen Verrücktheiten des wahnsinnigen Bösewichtes. Das macht viel Spaß, ebenso wie die Karikaturen von realen Schauspielern: William H. Macy ("The Cooler", "Fargo") taucht als hartherziger Gnom und Chef von Mr. Incredible auf. Linda Hunt ("Pret-a-Porter", kleidet als Modedesignerin für Superhelden Edna Mode die Parr für ihre neuen Abenteuer ein.

Das Unglaubliche bei diesem neuen Streich der Digital-Zauberer von Pixar ist, dass sie sich an die Menschen rantrauen. Nach "Toy Story", "Das große Krabbeln", "Findet Nemo" und "Monster AG" mit Spielzeug, Insekten, Fischen und Monstern in der Hauptrolle arbeiteten sich die Zeichner, Programmierer und Rechner nun an der Krone der Schöpfung ab. Mit verblüffenden Ergebnissen. Die Parrs sind richtige Figuren mit ganz alltäglichen Familienproblemen. Auch wenn Mama mit den Elastigirl-Fähigkeiten zum Fallschirm oder Gummiboot für die Kinder wird, machen sie die Gesichtszüge fast zum Menschen. Es entstanden reizvolle Zwitter, die wie die Puppenfiguren von "Tim Burtons Nightmare before Christmas" eine Seele in fantastischer Gestalt haben.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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