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Ausstellung "Smaak / On Taste"

Maastricht. Haben Sie guten Geschmack? Ja? Das woll'n wir doch mal sehen. Genauer: Das können Sie sehen, riechen, hören und schmecken in der eindrucksvollen neuen Ausstellung des Maastrichter Bonnefanten-Museums. Auf sage und schreibe 4000 Quadratmetern nähert sich die Ausstellung auf vielfältige Weise dem "Geschmack".

Da werden niederländische Einrichtungs-Parolen der Fünfziger dokumentiert, preisgekrönte Kreationen ganz junger Modemacher ziehen an Förderbändern vorbei. Die gelbe Farbe eines Bonbons verleitet bei spielerischen Tests dazu, auf Zitronen- statt auf Kirsch-Geschmack zu tippen. Daneben lagen auch oft die Jurys vom "Prix de Rome": Der große Preis der "Amsterdamer Rijksakademie" für Malerei erinnert in seinen Urteilen aus Hundert Jahren öfter an die Bewertungen von Grundschüler als an künstlerischen Sachverstand. Wobei einen Raum weiter Andy Warhol erneut zu überraschen weiß: Foto belegen eine wahrlich geschmacklose Sammelwut mit Bergen banaler Gegenstände. Festgehalten wurde auch die Ansicht Jules Maciets (1846-1911) von gutem Geschmack. Der Franzose sammelte in Tausenden von Alben mit Fotos, Stichen und Zeichnungen, was stilbildend der Nachwelt erhalten bleiben soll.

Nicht nur die Themen rund um "Geschmack" auch die Präsentationsformen der jeweils für eine der 15 Abteilungen verantwortlichen Künstler, Wissenschaftler und Historiker gestalten "Smaak / On Taste" äußerst kurzweilig und abwechslungsreich. Die Pariser Trend-Prophetin Lidewij Edelkoort verzaubert einen Raum voller Leinwände mit ihrer poetischen Diashow: Archaisierende Materialien erinnern im Bild an Ursprünge verzierenden Handwerks. Bäuerliche Schlichtheit definiert Schönheit über Funktionalität. Und die modernen Interpretationen bunter und verfremdender Kunstfertigkeit drücken hoffnungsvoll spielerische Kreativität aus.

Ton Quik, Leiter des Bonnefanten-Museums, realisierte diese mit Leichtigkeit gewaltige Ausstellung, im Zusammenspiel mit zahlreichen Partnern. Das ergibt ein reizvoll diffuses Bild für eine Zeit, in der Stilvielfalt dominiert. Dass vielen Teilen ihr kommerzieller Hintergrund anzusehen ist, mag einem ökonomischen Zwang nicht gerade üppig ausgestatteter Museen heiligen, schließt aber ganz folgerichtig das prägende Design der Geschmacksindustrie ein. So ist der Treppenaufgang mit Markenschuhen dekoriert, der bonbonbunte Erfolgs-Computer iMac nimmt statistische Daten für Marktforscher auf, viele Geschmacksproben wurden von der Industrie gestiftet.

Fehlen darf da auch nicht der geniale Stilsurfer Malcolm McLaren, der etwa mit musikalischen Gesamtkonzepten wie den "Sex Pistols" Zeitsrömungen aufgespürt und kommerziell erfolgreich umgesetzt hat. Seine multimediale Installation "Im Kasino der Authentizität und des Karaoke" bietet dem Besucher umgebaute Spielautomaten an. Mit und ohne Glückstreffer ergibt sich ein immer wieder neuer biographischer Klang- und Bildteppich. So kann "Smaak / On Taste" keine Erklärungen liefern. Höchstens Fragen neu stellen - etwa "Wo ist Geschmack?" Ettore Sottsass reihte 800 Motive aus der Zeitschriften-Bilderflut zu einer "Zeitgenössischen Landschaft".

Der niederländisch-englische Titel sollte nicht abschrecken, ausleihbare Tongeräte liefern zu jeder Abteilung auch deutsche Erläuterungen. Ein viersprachiges Faltblatt ermöglicht eine gute Übersicht. Der reichhaltige, 270-Seitige Katalog für hfl 65,- liefert Bilder und Hintergründe (leider nur in Niederländisch).

Bis zum 13. Februar 2000: Smaak / On Taste" im Bonnefanten-Museum Maastricht, Avenue Ceramique 250. Öffnungszeiten: Di.- So. 11 - 17 Uhr. Infos: 0031 4332 90190 oder www.bonnefantenmuseum.nl


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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