Köln. Ein indischer Film, der sein Entstehenhauptsächlich dem WDR verdankt, ist in Zeiten internationalerKoproduktionen nicht ganz außergewöhnlich. Doch dieDeutschland-Premiere von "Dance of the Wind" am Mittwochabend inKöln war in mehrerer Hinsicht ein bemerkenswertes Ereignis.Während der für seine Kurzfilme schon mehrfachprämierte Regisseur Rajan Khosa freudestrahlend die Vollendungdes Werkes feierte und die junge Hauptdarstellerin Kitu Gidwani - einStar im Kinoland Indien - den Applaus des Publikums genoß, gabes auch betrübliche Töne. So mußte Joachim vonMengershausen aus der WDR-Spielfilmredaktion mit großemBedauern bekanntgeben, daß sein Sender in Zukunft solche Filmenicht mehr zeigen wird. Nach der neuesten Programmreform hätteman zu jeder Tag- und Nachtzeit auf die Quote zu schielen, dieletzten Nischen für etwas andere Filme fielen weg. Gerade beimWDR, der seit Jahrzehnten Kinokultur pflegt, bedeutet dies einenherben Verlust. Da die Fernsehgelder einen entscheidenden Anteil derGesamt-Finanzierung fast aller Filme ausmachen, ist jedoch auch dieKinokultur bedroht: Dieter Kosslick, Leiter der finanzstarkenFilmstiftung NRW, malte ein drohendes Szenario an die Leinwand desKölner Programmkinos Broadway. In Zukunft lägen über80% der Kinosäle Deutschlands in Multiplexen. Für Filme wie"Dance of the Wind" wäre dann in den restlichenFilmkunsttheatern - wie das Aachener Atlantis - kein Platz mehr."Dance of the Wind" erzählt auf ruhige Weise, wie einetraditionelle indische Sängerin nach dem Tod ihrer Mutter undLehrerin die Stimme verliert. Die Suche nach einem neuenVerhältnis zu ihrem Gesang vermittelt etwas vor der Kultur einerüber 5000 Jahre alten Musiktradition, die seit Generationen ohneAufzeichnungen mündlich von Lehrer zu Schüler weitergegebenwird.
Der Premierenabend feierte auch den Wechsel des kleinen und jungendeutschen Filmverleihs "Pegasos Film" von Frankfurt nach Köln.In schweren Zeiten für Verleiher mit Pleiten undZusammenschlüssen ist dies ein neuerlicher Erfolg für denMedienstandort NRW auf einem weiteren Gebiet. Zwar sind Münchenund Frankfurt immer noch die wichtigsten Städte fürFilmverleiher, doch dieser durch die Filmstiftung NRWunterstützte Schritt von Pegasos könnte ähnlich wie imBereich der Filmproduktion einen Wechsel einläuten.
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