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Medienforum NRW 1999

 

Köln. Nicht die großen Themen sondern eine einfache organisatorische Änderung kennzeichnete das Medienforum NRW 1999 in den Deutzer Messehallen: Überall liefen junge Menschen herum, die Schlipsträger waren plötzlich in der Unterzahl. Die Zukunft hatte Eintritt erhalten, speziell zum "Nachwuchsforum für Medien und Kommunikation", kurz "Generation M". Eine Vielzahl von Institutionen und Medienfirmen stellten ihre Arbeit vor und machten die Vielfalt der neuen Medienberufe deutlich. Unter den Ausstellern waren auch zwei junge Teams aus Aachen: "Dialego" entstammt der RWTH und entwickelte eine neue Form der Marktforschung im Internet. Die FH für Design bewarb ihren neuen Fachbereich Mediendesign.

So erfüllte sich auch das Motto des Medienforums NRW 1999: Cross Over. Die Grenzüberschreitung zwischen den Generationen erfolgte. Zwischen den noch unterscheidbaren Medienformen ist sie nur eine Frage der Zeit, aber das Verständnis dafür in Europa forderte Ministerpräsident Wolfgang Clement in seiner Eröffnungsrede vehement ein. Bei ihm fängt die Vernetzung, die "Cross over" auch meint, allerdings mit Allianzen großer Konzerne nach amerikanischen Vorbild an. Den Weg dahin will der SPD-Politiker, der NRW zu einem führenden Medienland machte, ganz unamerikanisch mit einer "konzertierten Aktion von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft" bereiten. "Firmen übernehmen sich erst gegenseitig und dann womöglich noch selbst," lautete ein nicht ganz ernst gemeintes Bonmot von Norbert Schneider, dem Direktor der kontrollierenden Landesanstalt für Rundfunk NRW, dessen Arbeit auch darin besteht, die Pressevielfalt gegen internationale Zusammenschlüsse zu verteidigen.

Solche Rückzugsgefechte waren neben den Zukunftperspektiven mehrfach zu verzeichnen: Im Bereich der Medienpolitik kämpfte Peter Voß als Vorsitzender der ARD um den Erhalt des Dualen Rundfunksystems. Zum Dilemma zwischen Werbeeinschränkung und bedrohter öffentlicher Finanzierung sieht er die Politiker der Länder gefordert. Sie sollten die Sparbemühungen der Anstalten anerkennen.

Auf dem Zeitungstag, der gemeinsamen Veranstaltung vom Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) und der "Zeitungs Marketing Gesellschaft" ging es um die Bedrohung der Finanzierungsquelle Anzeigen. Die Qualität der Anzeigen in den Zeitungen wurde gegenüber den Konkurrenzmedien Rundfunk und Fernsehen hervorgehoben. BDZV-Vizepräsident Helmut Heinen sagte, daß "der Anzeigenteil bei den Lesern auf der Beliebtheitsskala an dritter Stelle, gleich nach dem Lokalteil und der nationalen Politik" rangiere. Die Zeitungsverleger protestierten allerdings gegen geplante Werbeverbote der Europäischen Union bei Alkohol und weiteren Produkten, die zu schmerzlichen Einnahmeverlusten führen würden: "Wer die Werbung behindert, tritt die Informationsfreiheit und damit auch die Pressefreiheit mit Füßen."


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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