Touch The Sound - A Sound Journey with Evelyn Glennie

D/UK 2004 (Touch the Sound) Regie: Thomas Riedelsheimer Musik: Evelyn Glennie, Fred Frith. Roxanne Butterfly, Horazio 'El Negro' Hernandez , Za Ondekoza, This Misa & Saikou, Jason 'The Fogmaster' 100 Min.

Wie hat sich der blinde Musiker Ray Charles im Raum orientiert? Mit Hilfe des Klangs seiner Ledersolen, dem Widerhall von Wänden, dem Echo an Hindernissen. Aber ein Gebäude wie die New Yorker Central Station mit seiner eindrucksvollen und riesigen Halle hörbar machen? Das gelingt der tauben (!) Schlagzeugerin Evelyn Glennie auf eindringliche Weise, indem sie mit Schallwellen das Gewölbe abtastet, ihre Trommelwirbel gegen die Wände wirft.

Solche ungewöhnlichen Erlebnisse macht die sehr sinnliche Dokumentation "Touch the Sound" von Thomas Riedelsheimer ("Rivers and Tides") erfahrbar. Dabei erzählt der Film nur am Rande. Irgendwie verspätet hört man von der Kindheit der Künstlerin, ihren Lehrern. Selbst bringt sie einem tauben Kind bei, Musik "zu hören", also über die Schwingungen zu spüren. Ansonsten gilt ein Satz der schottischen Percussionistin: "There is Sound everywhere!" Der Film reist mit der viel beschäftigten Künstlerin durch die Welt, lässt sie im Alltag mit Schallkörpern spielen und an ungewöhnlichen Orten mit anderen berühmten Musiken. Mit den Japanern von Za Ondekoza wird über alle Maßen getrommelt: Vom Ess-Stäbchen bis Riesenprügel reichen die Schlaginstrumente. Vor allem eine Session mit Fred Frith ("Step across the border") in hallender Kölner Industriehalle begeistert mit originellen Bild- und Ton-Improvisationen.

Hierbei zeigt sich allerdings auch ein Manko des Films: Frith stellt mit seiner Genialität die eigentliche Hauptfigur in den Schatten und man stellt fest, dass Gleenie nicht die schillerndste Persönlichkeit ist. Und auch bei Aufnahmen ohne Menschen erinnert man sich an die Stärken von Riedelsheimers Meisterwerk "Rivers and Tides", die in stimmungsvoller Natur lagen. Trotzdem ist "Touch the Sound" ein außerordentliches Klang- und Bilderlebnis, das 2004 verdienterweise den Preis der Kritikerwoche beim Festival von Locarno erhielt.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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