Tony Takitani

Japan 2004 (Tony Takitani) Regie Jun Ichikawa mit Ogata Issey, Rie Miyazawa, Hidetoshi Nishijima, 74 Min.

Mode-Murakami

Die kongeniale Haruki Murakami-Verfilmung des bekannten japanischen Regisseurs Jun Ichikawa ist konzentriert stilsicher mit extrem sparsamen Bildern und zurückhaltenden Piano-Klängen von Ryuichi Sakamoto. Den so treffend übertragenen Text sprechen im originellen Wechsel mal der Erzähler, dann die Figuren. In einer langsamen Parallelfahrt immer nach rechts geht es in die nächsten Szenen.

Der Illustrator Tony Takitani ist selbstverständlich (Vorlage: Murakami!) ein sonderbarer Mensch, das sieht man schon in den Szenen seiner Kindheit, als er aus Sand ein Schiff sehr detailliert nachbaut oder ein Blatt äußerst exakt zeichnet. Er beherrscht eine kalte Kunst, was ihn einsam machte. Als er sich doch einmal verliebt und heiratet, ist er erstmals in seinen Leben nicht mehr allein und das bestimmende Gefühl ist ... die Angst allein zu sein. Seine Liebe Eiko füllt ihre innere Leere mit Kleidern, am liebsten Designermode (Kostüme: Shun Hirao, Makiko Hujii). Seine Bitte um Kaufzurückhaltung zerbricht etwas in ihrer Ehe, eine Umkehr im Kaufverhalten bringt sie um.

Tony sucht eine Haushälterin mit der gleichen Konfektionsgröße als Ersatz, doch dieses Aschenputtel heult bei Anprobe angesichts der riesigen Kleiderkammer voller edler Stücke. Die Kleider füllen nun seine Leere und der gewaltige Fetisch Kleiderkammer füllt das Bild, das ansonsten von Sets mit luftigem Durchblick auf eine Cityscape bestimmt ist. Tony bezeichnet die Kleider als ihre zurück gebliebenen Schatten, ohne Seele, ein Schattenschwarm. Am Ende ist Tony gänzlich einsam - das musste so kommen bei einem unendlich traurigen Film um einen farblosen Typen. Doch es gibt noch eine ganz kleine Hoffnung ...

"Tony Takitani" erhielt bei den Filmfestspielen von Locarno 2004 den Spezialpreis der Jury, als Film, der den Gedanken der Verständigung zwischen den Völkern und den Kulturen am stärksten zum Ausdruck bringt. Die Kurzgeschichte von Murakami erschien jetzt bei DuMont.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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