Terminal

USA 2004 (The Terminal) Regie: Steven Spielberg mit Tom Hanks, Catherine Zeta-Jones, Stanley Tucci 129 Min.

Die Einreise in die USA mag jedem endlos vorkommen, der sich nicht verbrecher-mäßig erfassen lässt und computer-lesbar macht. Doch tatsächlich auf einem Flughafen leben, das ist noch etwas anderes, wie der schöne deutsche Film "Tor zum Himmel" zeigte. Da spielte allerdings Tom Hanks nicht mit, deshalb reden wir nun über den sehr ähnlichen, späteren Spielberg-Film "Terminal" mit Tom Hanks.

Er ist Herr der Pässe und Visa, ein Petrus des Flughimmels, der täglich die Einreise von Tausenden kontrolliert. Frank Dixon (Stanley Tucci) thront über dem Strom der Fluggäste eines New Yorker Flughafens. Ausgerechnet in die Hände dieses Pedanten, der  eine Beförderung erwartet und deswegen besonders hart durchgreift, gerät der krakosische Tourist Viktor Navorski (Tom Hanks). Dessen osteuropäisches Land erlebte während Viktors Flug einen Regierungsumsturz. Jetzt wird sein Visum nicht anerkannt, er darf nicht vor und nicht zurück. Kein Gesetz trifft auf ihn zu und er versteht auch kein Englisch. "Yes, Yes" antwortet er freundlich lächelnd mit seinen Reiseführer-Phrasen, auch noch als man ihm den Pass abnimmt und er dafür ein paar Essensmarken sowie eine Telefonkarte erhält. Gestrandet am Flughafenterminal.

Das Stehaufmännchen Viktor richtet sich mit bewundernswerter Energie in seinem Flüchtlingsschicksal ein. Er baut sich die Sitzreihen eines verlassenen Terminals zu einer halbwegs vernünftigen Liege um, zieht die Sicherungen raus und hat so ein stilles, dunkles Schlafzimmer - genau in der Einflugsschneise.

Es beginnt ein humorvolles und geistreiches Drama im Mikrokosmos Flughafen. Tom Hanks brilliert als großartiger Komödiant wenn ihn die Überwachungskameras und schließlich das ganze Personal an den Monitoren verfolgen. Sie erleben, wie er vergessenen Pfand der Gepäckwagen für den ersten Burger sammelt, Englisch mit Hilfe zweier gleicher Reiseführer in unterschiedlichen Sprachen lernt, den Romanzen der Angestellten nachhilft und schließlich sogar das Herz der unglücklichen, ungeschickten Stewardess Emilia (Zeta-Jones-Douglas) gewinnt.

Dabei inszenierte Spielberg leise Rührung des furchtbar einsamen Menschen unter den Tausenden An- und Abreisenden, aber auch herrlichen herzzerreißenden Slapstick als Reminiszenz an Charlie Chaplins Einwanderer ("The Immigrant"), wenn Viktor selbst der winzige Gratis-Cracker mit Ketchup aus der Hand gestoßen wird. Er ist der Narr, der anscheinend nichts begreift, doch anderen weise den Spiegel vorhält. Vor allem zeigt er Frank, dem Zerberus von der Einreisebehörde, wie man Regeln menschlich auslegt.

Das gelungene Arrangement des Mikrokosmoses Flughafen liefert ein schönes Arsenal unterschiedlichster Menschen: Vom herzlosen Bürokraten bis zum sadistischen Emigranten, der mit immer frisch gebohnertem Boden für einen running oder besser "Slipping gag" sorgt. Selbstverständlich hängt alles an Hanks, der nach "Cast Away" erneut in unwirtlicher Umgebung überlebt. Letztlich bleibt New York jedoch nur ein Spiegelbild, ein Traum, vor dem der Film endet. Die reale Figur, die hinter der Geschichte steht, lebt übrigens immer noch im Terminal des Pariser Flughafen Charles de Gaulles!

http://movies.uip.de/terminal


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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