Ten Minutes Older - The Trumpet

BRD/GB 2002 (Ten Minutes Older - The Trumpet) Regie: Aki Kaurismäki, Victor Erice, Werner Herzog, Jim Jarmusch, Wim Wenders, Spike Lee, Chen Kaige. 93 Min.
FSK: ab 6

Episodenfilme sind zur Zeit die einzige Möglichkeit, Kurzfilme ins Kino zu bekommen. So entwickelte der deutsche Produzent Ulrich Felsberg die Idee, mit sieben bekannten Regisseuren ein Kurzfilm-Päckchen zu schnüren. Und die Namen können sich sehen lassen: Aki Kaurismäki, Victor Erice, Werner Herzog, Jim Jarmusch, Wim Wenders, Chen Kaige und Spike Lee!

Vor allem Wim Wenders nutzt die zehn Minuten, die ihm das Konzept von "Ten Minutes" erlaubt, um noch mal kurz sein Können aufblitzen zu lassen. Seine "Twelve Miles to Trona" drehen sich ziemlich psychiadelisch um einen Autofahrer, der zu den falschen Keksen gegriffen hat und nun auf einem menschleeren Wüsten-Highway dringend Hilfe braucht. Werner Herzog dagegen dehnt die Minuten in "Ten Thousend Years Older" auf zehntausend Jahre aus und erzählt vom letzten unentdeckten Amazonasvolk, das durch die ersten Besucher in die Zukunft katapultiert wurde. Mit Herzogs eintöniger Stimme bildet das ebenso abgedroschene Sujet eine kongeniale Einheit. Auch bei anderen Beiträgen freut man sich besonders, wenn die Trompete - immer etwas mehr als zehn Minuten älter - wieder zu ihrem Zwischenspiel ansetzt.

Mit dem gemeinsamen Thema der verfließenden Zeit zeigen auch Aki Kaurismäki und Jim Jarmusch wie sich in zehn Minuten Leben verändern können. Die etwas willkürliche Idee, führt zu unterschiedlichen Ergebnissen, Spike Lee etwa nutzt die Filmmeter, um noch einmal den undemokratischen Wahlsieg Bushs anzuklagen. Ein kleines Meisterwerk ist "Lifeline" des spanischen Regisseurs Victor Erice ("The South"): Inmitten der Schwarzweiß-Bilder eines vergangenen Landlebens breitet sich ein Blutfleck auf einer Babydecke bedrohlich aus. Die Geschichte packt ebenso poetisch wie politisch - ein Datum verweist auf den Beginn der Franco-Diktatur.

Generell erscheint das gemeinsame Motto des Sammelsuriums sehr wahllos: Wieso nicht neun oder elf Minuten? Letztere hätten allerdings Verwechselungen mit dem wesentlich inhaltsreicheren Paket zum 11. September "11' 9'' 01" geführt.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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