Team America

USA 2004 (Team America: World Police) Regie: Trey Parker 98 Min. FSK: ab 16

Was kommt heraus, wenn man Michael Moore in die Augsburger Puppenkiste steckt und kräftig schüttelt? South Park in 3D! Trey Parker und Matt Stone, die Macher der frechen Animation, jagen nun völlig respektlos komisch Weltfrieden in die Luft.

Eine friedliche Parisszene - bis der liebe kleine Pierre einen finster dreinblickenden Muslimisten anrempelt. Dieser grummelt in seinen schmuddeligen Bart, geht dann aber weiter seiner bösen Wege - mit einer Massenvernichtungswaffe im Aktenköfferchen! Zum Glück für Pierre und all die anderen lieben Pariser greift jetzt das "Team America" ein. Die Weltpolizisten seilen sich aus dem heiteren Himmel ab, veranstalten ein blutiges Massaker unter Schurken und unvorsichtigen Unbeteiligten. Schließlich ist Paris gerettet. Leichte Collateral-Schäden wie ein umgeknickter Eiffelturm und ein dem Erdboden noch gleicher gemachter Louvre muss man für Frieden und Sicherheit in Kauf nehmen, lieber Franzmann. Oder willst du statt Pommes Frittes demnächst nur noch Couscous essen?

Real verfilmt wäre diese zynische Szene vielleicht unerträglich, gespielt von Marionetten ergibt der neueste Wurf von Trey Parker und Matt Stone ("South Park") eine schreiende Satire. Wie gut, dass es in Hollywood neben all den filmischen Kriegstreibern und Gewalt-Verherrlichern auch noch Spötter der schwarzen Sorte gibt. Die Rasselbande von "South Park" ist erwachsen geworden und hängt jetzt am seidenen Faden der Weltpolitik. Die Jungs und Mädels vom "Team America" stellen eine augenrollende Mischung aus Geheimagent und Terminator dar. Das für 34 Mio. Dollar aufwändig realisierte Puppenspiel erfreut mit Retro-Stil wie bei den britischen "Thunderbirds" aus den 60ern oder eben bei der Augsburger Puppenkiste.

Kopulierende Puppen ohne Genitalien erregten allerdings die puristischen Zensoren und Religionswächter in den USA. Denn Parker/Stone ist nichts heilig: Friedensbewegte Schauspieler wie Sean Penn, Susan Saradon oder Tim Robbins werden genauso veralbert wie die Kreuzritter internationaler Sicherheit. Michael Moore - bzw. seine Puppe - tritt gar als linker Selbstmord-Attentäter auf. Alec Baldwin ist der Größte der dämlichen Schauspieler, der Nord-Koreanischer Präsident Kim Jong Il darf mit anderen Filmbösewichten konkurrieren und Waffenwächter Hans Blix den Haien vorwerfen.

Während die Handlung in Panama, Nord-Korea und Durka Durkistan explosiv wird, fliegen in Nahaufnahme beim blutigen Gemetzel unter Hollywood-Stars Plastikköpfe in die Luft. Dazu Liedchen von schmalzigen Patriotensongs, die noch schlimmer als die Originale sind, und im schwärzesten Moment ein perfekter Bastard aus Liebeslied und vernichtender "Pearl Harbor"-Filmkritik. Es gibt Düsenjäger mit Mofa-Sounds und viele Köfferchen mit den Massenvernichtungswaffen, die Bush so verzweifelt und vergebens gesucht hat. Dieser Humor zwischen genialer Reduktion und "überflüssige" Kotz-Szene ist ebenso schwer zu umzingeln wie das Phänomen Harald Schmidt.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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