Taxi Blues

UdSSR/FR 1990, Regie: Pavel Lungin, 110 Min.

Ähnlich wie in anderen russischen Gegenwartsfilmen ("Satanas", "Langsamer Walzer", "S.E.R.") zeigt die Suche des Taxifahrers Schlikov nach dem Fahrpreis-Preller Ljocha einen trist-dreckigen Horrortrip mit Moskauer Subkultur, Randgrup pen, Alkoholikern und Schwarzmarkt. Ebenso abschreckend wie die Lebensräume sind, ist das Verhalten der Menschen: Der brutale, kulturlose Gewaltmensch Schlikov erinnert an den "Taxi Driver" aus Kieslowskis "Kurzer Film über das Töten". Auch Ljocha, das unverstandene musikalische Genie dieses Films, erhält nur Sympathien, wenn er von Schlikov schika niert und zum Arbeitssklaven unterdrückt wird - während die ser den Wert harter Arbeit für das alte, intakte Rußland immer wieder betont. Auch die Bilder drücken sich nicht vor der Härte einer realistischen Schilderung. Anstelle ausgefal lener Stilmittel wirken jedoch die Gesichter, erfüllt von ideologischem Wahn oder ertränkter Hoffnungslosigkeit. "Taxi Blues" ist wieder ein faszinierend offener Gegenwartsfilm, in seiner Trostlosigkeit interessanter und ehrlicher als fast alle Hollywood-Geschichtchen, auch wenn er im Finale, nach dem letzten Tiefschlag im Duell zwischen Schlikov und Ljocha, die wohl rasanteste Verfolgungsjagd bietet, die wir je in einem Moskauer Film gesehen haben.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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